
Strassenfotografie oder : Die Feigheit vor dem Motiv
Schaurig, schaurig, was man sich da so immer und immer wieder anschauen muss, was so landläufig als « street-photography » betitelt wird. Klar, es sind irgendwie Szenen aus dem Alltag. Vor allem aber in den allermeisten Fällen ein eigenes statement über die Angst vor dem Motiv. Oder vor sich selbst.
Aus Stehhöhe. Von weit weg. Hauptsache schwarzweiss. Gerne noch die Schwarzwerte hochgezogen. Und ganz wichtig : von hinten. Kein Konzept. Kein Gedanke über Bildgestaltung. Kein Blick für Geometrie. Den « entscheidenden Moment » locker im Munde geführt, aber nicht im Ansatz eine Ahnung, was damit gemeint ist. Cartier-Bresson dreht sich angesichts der Flut an belanglosen Schauerlichkeiten klappernd in der Gruft um. Echt mal Leute.
Wenn da auch nur ein Anflug von « Angst » ist – lass es. Oder arbeite dran.
Angst vor Menschen ? Schlechte Voraussetzung. Die wenigsten wollen Dir was, wenn Du die Kamera hochnimmst. Überwiegend sind sie einfach nur daran interessiert, was du da treibst.
Angst vor « Veröffentlichungen » ? Hast Du keinen Mund zum Reden ? Where the heck is the problem, sowas im Verlauf eines Gespräches zu klären ?
Sei auf « Du » mit Deinem Equipment. Du fällst deutlich weniger auf, wenn es für Dich selbst eine absolute Selbstverständlichkeit ist, mit der Kamera zu hantieren. Du siehst aus wie ein Idiot, wenn Du nach jedem klick alles kontrollieren musst. Oder vor dem klick blöde irgendwelche Funktionen suchst.
Und such sie Dir, die geometrischen Formen. Kümmer Dich um die Kleinigkeiten der Bildgestaltung. « Figure to ground » – eine Fingerübung für Cartier-Bresson. Kannst Du auch. Du musst es allerdings wollen und Dich schlaumachen, was sich hinter diesem Begriff verbirgt. Deine Art des Sehens wird sich verändern. Deine Fotografie qualitativ (und zwar inhaltlich, nicht dämlich technisch) einen Sprung nach oben machen. « Focal Points » ist ebenfalls einer dieser Begriffe, nach denen sich zu suchen lohnt.
Zieh mit kleinem Besteck los. Will heissen : Lass die Riesentüte zuhause. Du wirst nichts verpassen, wenn Du weisst, was Deine Optik für einen Blick- / Bildwinkel hat und was damit geht. Gier einfach nicht nach den Sachen, die im akuten Moment nicht drin sind. Diese hausgemachte Panik « ich könnte was verpassen » unterscheidet auch den Kamerabesitzer vom Fotografen.
