publié le 8 février 2021

temps de lecture env. 13 minutes


Da bist du nun voller Tatendrang und willst üben, üben, üben und stehst wie der Ochs vorm Berg, weil dir nichts einfällt ? Oder grübelst über einer Aufgabe ohne auch nur den Hauch einer Lösung ein Stückchen näher zu kommen ? Dann ist es die berühmte Inspiration, die in Blockadehaltung gegangen ist. Es gibt Wege aus dem Dilemma.

Put this robe on and come with me.

Ein paar Dinge vorweg, die müssen sein für das Verständnis, was hier gleich abgeht.
« Inspiration » ist dieses Ding, was wir auch als « Geistesblitz » kennen. Mit einem Male ist da eine Idee, wie aus dem Nichts. Allerdings ist die Inspiration, diese geniale Idee, nichts, was aus einem Moment entsteht. Sie ist das Ergebnis eines Reifeprozesses, der gerne ein paar Tage, wenn nicht Monate oder noch längere Zeiträume in Anspruch nehmen kann.
Ein « Denk naaach ! » hilft nicht weiter, weil unser Gehirn so nicht funktioniert. Da war noch was (sehr vereinfacht) mit linker und rechter Gehirnhälfte, mit analytischem und irrationalem, eher intuitivem Denken. Die kreativen Sachen spielen sich in der rechten Hirnhemisphäre ab und die lässt sich blöderweise nicht einfach an- und ausschalten, die liefert nichts auf Zuruf.

Ideen, die wir bekommen, kommen nicht « einfach so » aus dem Nichts. Hirnforscher und Psychologen verorten die Quelle kreativer Gedanken vor allem in unserem Erfahrungsschatz. Genannt wird das das « implizite Wissen ». Das sind all jene zufälligen, aufgeschnappten und wieder « vergessenen » Informationen, die wir mit uns herumschleppen. Das Ding da zwischen den Ohren ist im Wachzustand darauf gepolt, alles, aber auch wirklich alles um uns herum zu registrieren, aufzunehmen und zu speichern. Damit es keinen overkill gibt, lässt es nicht alles an die Oberfläche, aber es nimmt *alles* mit. Dieses *alles* ist mit ein Grund dafür, dass nicht nur ich immer und immer wieder predige, du sollst bei Bildern auf den verdammten Hintergrund achten, dass der aufgeräumt ist und die Sachen, die da so sind das Hauptmotiv unterstützen. Unterbewusst spüren wir die Disharmonien. Und red dich jetzt nicht mit « Solange ich mich mit diesem Wissen nicht belaste, ist es mir vollkommen latte. » raus. Beobachtet wurde das auch an Klein(st)kindern, wenn die sich mit einem Male an einer Sache festhängen, auf die es « uns » überhaupt nicht ankommt. Deshalb sind die Eltern unter uns gerne mal so nett überrascht, wenn uns Dinge gezeigt werden, die wir gar nicht mehr « sehen ». Lass es sacken, das Gebilde unter der Schädeldecke ist faszinierend verrückt.
Okay. So einiges an « eben flott so nebenbei mitgenommenen Sachen » lässt das Hirn in seiner Ruhephase wieder raus. Im Schlaf. Träume. Macht es, um sich selber zu sortieren. Braucht es auch. Je intensiver, desto « realer ». Und du wunderst dich manchmal morgens über diesen total durchgeknallten Traum 😉 .

Um also dieses implizierte Wissen zu aktivieren und zu neuen Einsichten zu verknüpfen, muss man paradoxerweise gerade aufhören, zielgerichtet zu denken. Denn das bewusste Denken folgt meist nur bekannten, ausgetretenen Pfaden. Geistesblitze entstehen jedoch eher abseits der gewohnten Denkwege. « Die ausgetretenen Pfade verlassen » ist nicht nur ein Spruch.
Inspiration und die analytische Verknüpfung von Dingen zur Lösung eines Problems – das ist die berühmte « Kreativität », von der immer so viel gesprochen wird. Gut, Übung, Praxis und das damit verbundene Hieven der Sachen in nähere, leichter abrufbare Sphären spielt auch eine Rolle. Das macht dann, dass « schneller » reagiert werden kann. Zur Verblüffung der anderen.

« Inspiration comes and goes, creativity is the result of practice. »
– Phil COUSINEAU

M. en lisant ses notes. Paris 2019.
M. en lisant ses notes. Paris 2019.

Jagen und Sammeln – Fütter dein Gedächtnis

Nun ran an dieses implizite Wissen. Füttere dein Gehirn zielgerichtet mit qualitativ hochwertigen Medien. Betonung auf « zielgerichtet » und « hochwertig ». Bilder, Filme, Gemälde, Bücher, Bildbände, Comics … bediene dich aus allem, was dir in die Finger kommt. Behalte dabei das Bildermachen im Hinterstübchen. Sonst bekommst du den Wust nie in eine bestimmte Richtung sortiert. Ein paar Anregungen :

Filme und Kino

Lass dich von den Geschichten treiben. Einfach so. Vielleicht setzt sich etwas fest. Wenn du den Film auf deiner Festplatte hast noch einmal begucken kannst, halte ihn an, achte auf Farben, wie die Gefühle triggern und Blickführung und das ganze Gedöns. « Setdesign » ist zum Beispiel ein Stichwort, welches zu ergründen sich lohnt. Kostüme, Beiwerk, das ganze Programm. Die Beschäftigung damit macht, dass sich Dinge fester in den Tiefen des Hirns verankern.

Romane und Geschichten

Die haben den unschlagbaren Vorteil, dass du dir deine Bilder zur Geschichte selber zusammenbaust und das Träumen anfangen kannst. Zulassen.
Selbst Groschenromane haben dieses Potential. Hinsichtlich Bildern, nicht nur dem glücklichen Ausgang und die Protagonisten rocken durch die Betten.

Fotobücher / Bildbände …

… bitte von echten Verlagen, eher nicht aus Foren und diesen « communities ». Denn in den Verlagen sitzen Leute, die von Bildern auch tatsächlich etwas verstehen. In diesem Internet eher nicht, da ist es ein Angang, die Spreu vom Weizen zu trennen. Matschauge, yeah, Matschhintergrund jiiieha, Drittel ohne Nachdenken … Du verstehst, was ich meine.
Nicht umsonst sind bei Filmen / Interviews von bekannteren Fotografen im Hintergrund gerne Massen von Büchern, meistens Bildbände zu sehen. Die holen sich da ihre Inspiration.

photography books in a shelf
la bibliothèque

Lass die Werke über Malerei nicht links liegen. Die Beschäftigung mit den berüchtigten alten Meistern bietet so irre viel in Sachen Bildaufbau, Blickführung und Licht und Farbharmonien, da wäre es äusserst dumm, sich nicht darauf einlassen zu wollen. Moderne Kunst, insbesondere Design und Architektur ist gut für Klarheit, klare Linien und Strukturen und auch wieder Licht, Licht, Licht. Erinnerst du dich noch an diese Phase vor ein paar Jahren mit den top down Bildern, Rechner, Kaffeetasse, Telefon, ein Stift, kleine Kamera, alles direkt von oben und das wohl angeordnet auf crazy Holz- oder Schieferplatte ? Das wurde nicht in den letzten zehn Jahren neu erfunden. Da haben kreative Köpfe Dinge miteinander kombiniert.

Zeitschriften

Wie eben. Wenn dich da ein Bild aus welchem Grund auch immer anspricht, nimm dein Telefon und mach ein Bild. Auseinanderpflücken nach dem Wieso und Warum kannst du später noch. Modemagazine nach Klamotte und Accessoires, Farben, Posen. Architektur und Wohnen nach Arrangements, Linien, Strukturen, Beiwerk, Farben, Aufbau …

Dieses Internet allgemein, Feeds

Du wirst selber suchen müssen, die Auswahl ist riesengross, der überflüssige Kram leider auch. Ein paar Seiten, die sich vielleicht auch für dich lohnen :

  • DIY Photography, My Modern Met, für einen monatlichen Taler British Journal of Photography, für die französischsprachigen Polka, dann solche wie Picture Correct, PhotoFocus … als Anregungen.
    Wenn du kramst, kram nach den Seiten, die sich nicht nur mit Kameras und Optiken befassen. Testberichte sind *nicht* kreativitätsfördernd. Die lasse lieber für die Forenspezialisten über. Macht die glücklich.

    Kreativitätsfördernd sind aber solche Sachen, die z.B. unscheinbare Haushaltsgegenstände « missbrauchen », z.B. für Licht. Schon einmal die IKEA-Besteckdose mit ihren Löchern näher betrachtet ? Da schon eine Lampe reingeschoben ? Geht. Gut, sogar. Die Dosen von Stapelchips und ein bisschen Gaffagetüdel ergeben eins a snoots für den Aufsteckblitz. Fliegengittertuch nicht nur vor die Fenster, sondern als Schleier. Zwischen Kamera und Hinterlinse des Objektivs eingequetscht ist das eine Art black mist Filter mit diesem irren Glanz um die highlights. Die billigsten Duschvorhänge in weiss sind prima Diffusoren. Gaffatape und ein, zwei Handvoll A-clamps gehören sowieso in jede Tasche. Du merkst, auf was ich ausbin ? Solche Tips sind kreativitätsfördernd. Du willst ganz kleine Ecken an- oder ausleuchten ? Dein Telefon hat eine Taschenlampe. Das steht nicht von alleine und es braucht ein Stativchen ? Zwei Streifen feste Pappe als Dreieck ineinandergeschoben, passenden Schlitz für das Gerät reingeschnitten und weiter geht die wilde Fahrt. Du brauchst für Kleinkram einen exotischen Hintergrund ? Wie wäre es mit einem passenden Hintergrundbild auf deinem Notebookmonitor ? Aus (vorzugsweise einfarbigem) Geschenkpapier wallende Roben und Schleifen bauen ? – nix los.
  • Online die Ausgaben des Journals der Royal Photographic Society. Bei mir Stand Februar 2021 von der ersten Ausgabe 1854 bis 2018
  • Wenn Du das National Geographic Magazine im Abo hast, hast du auch Zugang zu deren Archiv
  • Bei Bildercommunities und diesen Bilderschlachtfeldern in Foren ist Vorsicht angesagt, solange du nicht einigermassen verstanden hast, wie Bilder funktionieren. Klar, solche Seiten sind auch für Inspiration durchaus brauchbar, aber das Brauchbare will inmitten des ganzen Mists und Schrotts erst einmal ausgemacht werden. Die überwältigende Masse kann leider nur als mahnendes Beispiel dienen, was alles schieflaufen kann.

Youtube

  • Sean TUCKER. Uneingeschränkt zu empfehlen. Einfach toll.
  • Bei Marc SILBER lohnt es sich auch immer wieder reinzuhören. Und hinzuhören.
  • Recht frisch am Markt, Alex KILBEE beschäftigt sich auf seinem Kanal The Photographic Eye mit Fotografen, von denen man mal gehört und die man gesehen haben sollte, und allgemeinen Themen abseits von reiner Technik.
  • Die Jungs von The Cooperative of Photography aus Österreich sind gut für lustigen und schicken Schnickschnack mit simplen Sachen
  • Bildbearbeitung mit CaptureOne Pro. Immer mal wieder auch von Grund auf, erleichtert das Arbeiten auch ohne Vorkenntnisse.
  • Grundkenntnisse brauchst du in Photoshop. Dann aber ist PHLearn mit Aaron eine tolle Sache. Pfeif dir den 30-Tage-Kurs rein.
  • Hier sind ebenfalls Vorkenntnisse in Ps nötig : PiXimperfect ist irre.

Alles in englisch, ‘schulligung. Auf deutsch kenne ich nicht einen Kanal, bei dem ich reinhören würde. Meistens zu offensichtliches sponsoring und nach-dem-Mund-Getöse. Zu viel Gelaber, ohne auf den Punkt zu kommen. Tut mir leid, aber reisserische Titel mit bling bling, einem Haufen billiger Effekte um ihrer Selbst willen draufgeklatscht und dann anderthalb bis zwei Minuten blöde was rumerzählen, bevor es vielleicht losgeht … Ditt wird nüschte mit uns, wa. Sonst häufig deutlich zu viel Technikgeschwafel, zu viel Hallo Loide isch bin da geile Thüp hi hi hi und dooooodahl luschdig, Digga, zu viele Spaten. Französische Kanäle hätte ich noch im Angebot, aber da dreht die Leserschaft eher komplett ab 😉 .

Lass deinen Gedanken freien Lauf. Lasse sie zu.

« Geistesblitze » haben wir sehr häufig bei den unmöglichsten Gelegenheiten. Gefürchtet sind die unter der Dusche. Beim Zähneputzen. Wohnung aufräumen. Abwasch. Kurz : Bei Tätigkeiten, die eher mechanisch ablaufen und keine besondere analytische Hirnleistung (mehr) brauchen. Bei solchem Monotasking kommt unsere Schaltzentrale auf Trab. Entspannt im café sitzen und einfach « an nichts denken » – gute Bedingungen, damit sich eine Idee aus dem ganz tiefen Unterbewussten hocharbeiten kann. (Hey ! Die hippen Hipster, die hängen da an ihren Rechnern ab, um eine andere Umgebung als immer nur das Büro zu haben. Das ist der Grund. Zumindest bei denen, die was auf die Reihe bekommen 😉 ) Und stell dieses Telefon auf lautlos und starr da nicht dauernd hin – das Mistding ist ein Kreativitätskiller sondergleichen. Ablenkung ist nichts für kreative Momente.

au café, le carnet à la table
au café, le carnet à la table

Schaffe dir diese kleinen Fluchten. Geh spazieren. Aber nicht immer den gleichen Pfad. Nimm auch auf dem Weg zur Arbeit / zum Einkaufen einen anderen Weg. Geh durch deinen Ort, deine Strasse und gucke nach oben, auf die Giebel. Entdecke deine Umgebung wieder neu. Sei wieder drei Jahre alt. Oder fünf.
Gestalte dir deinen Arbeitsplatz so, dass du deine Gedanken mal wandern lassen kannst. Und wenn es nur der Marienkäfer am Monitor ist. Oder der Kalender mit den fernen Ländern.
Sei neugierig, geh mit offenen Augen durch diese Welt, nimm dir Zeit für dich selbst und sei offen für alles.

« The best way to have a good idea is to have a lot of ideas. »
– Linus PAULING

Halte sie fest, diese Ideen.

Mach es. Diese Geistesblitze sind sonst schneller wieder weg, als du Natriummonofluorphosphat richtig gelesen hast. Das Notizbuch, die unerschütterliche Datensammlung. Notier selbst die dir abstrus und komplett verrückt erscheinenden Ideen. Die können irgendwann und unverhofft noch zu irgend etwas nütze sein. Vielleicht auch nicht, aber wirf sie nicht gleich weg.
Mach es handschriftlich, wenn du die Möglichkeit hast.

des carnets
des carnets

Schon wieder diese Sache mit dem Gehirn

Das Schreiben mit der Hand schaltet im Gehirn Verbindungen, die das Erinnern leichter machen. Geht dummerweise nur schwer beim Tippen, weil das Wort nicht « aus der Hand geschüttelt » wird und eine Spur hinterlässt. Und geht immer noch holprig beim Schreiben auf dem Tablet mit diesem schicken Stift von Wacom. Das hat etwas damit zu schaffen, dass beim Notizblock oder -buch oder schlichtem Papier eine räumliche Komponente dazukommt, auf die das Gehirn toootal anspringt. Da ist dieses Geräusch des leichten Kratzens. Da ist dieser Geruch nach Tinte. Da ist diese kleine Kritzelei am Rand, dieser farbige Strich. Das Eselsohr ist ebenso unwiderstehlich für haftenbleibende Infos wie der kleine Fleck, da, oben fast mittig.

Die technische Entwicklung hat in den letzten Jahren einen Riesensprung gemacht, wenn ich da an die Handschriftenerkennung denke. Vor allem, wie schnell das von dem Elektronending « gelernt » wird. Nur – es ist eine blöde Glasscheibe. Eine auch nur. Da ist nichts mit « ich weiss, dass das ungefähr in der Mitte des Heftes / Buches, mit dem kleinen gelben Klecks da unten rechts, unter dem kleinen Bild und links von der Grafik gelber Einband … ». Selbst, wenn mit farbigem Untergrund und diesen Lesezeichenmarkern von den Entwicklern versucht wird, den Bregen zu triggern – es ist eine Glasscheibe und da liegt die Krux. Dann auch keine Chance für niemanden, wenn sich die « Papiergrösse » ändert, beim begucken auf dem Telefon. Dem Tablet. Dem tragbaren Rechner. Dem Schreibtischmonitor. Da ist schlagartig nichts mehr da, wo es mal war.
stylo Rotring 600 sur un cahier de notes
mon ancien porte-mine Rotring 600

Gönne dir diesen kleinen anachronistischen Luxus eines Schreibgerätes, welches du auch gerne in der Hand hast und einem Heftchen. So ein Ding ist ausserdem 24/7 auf stand-by, selbst wenn das seit Wochen nicht in der Nähe einer Steckdose war. Auch so.fort. einsatzbereit. Es geht nicht kaputt, wenn es runterfällt oder du dich draufsetzt. Es ist relativ resistent gegen den umgekippten Tee. Oder Wein. Du kannst deine ganze Wut in die Schrift und den Druck auf den Stift legen. Die komplette Verliebtheit in Kringelbuchstaben und Herzchen statt Punkten. Hirn verknüpft auch sowas in abrufbar. Irre Sache. Ausserdem ringst du vielleicht nach Worten und Formulierungen. Das bringt schon einmal eine Beschäftigung mit dem Thema, eine Struktur, eine Ordnung. Hirn fährt voll ab, auf Ordnung.

Technische Hilfsmittelchen

EverNote, GoodNotes, Obsidian, DEVONthink – was auch immer an Datenbankprogrammen du so nutzt. Das Telefon als schnelle Notizmaschine, als Tagebuch, als Notizzettel für zwischendurch. Nutze solche Sachen zusätzlich, um auch auf dem Rechner ein klein wenig Ordnung halten zu können. Schlagworte a.k.a. tags nicht vergessen. Bauen zum einen Querverbindungen im Gehirn, zweitens erleichtert es der Suchfunktion die Arbeit ein klein wenig. Gut, vor allem dir, damit du nicht gleich wieder erschlagen wirst, von der Menge der Treffer 😉 . Verben und Adjektive machen die tags für das Gehirn brauchbar – mit Substantiven kann das nicht so wahnsinnig viel anfangen. zu abstrakt. Vor allem Adjektive gehen an die Gefühle. Die sind *immer* intensiver und sorgen damit für stärkere Verknüpfungen unter der Schädeldecke. Es wäre nicht das erste Mal auf diesem Planeten, wenn du einen Suchbegriff eintippelst und und aus den Tiefen hinter den Augen kommen schon die ersten Gedanken und « Lösungsansätze » dazu, noch bevor du die return-Taste wieder losgelassen hast.

Bewerte erst einmal nichts.

« Zwing » dich dazu. Sonst ist gleich wieder die Analytik am Zuge und das geht schnell nach hinten los. Du fängst sonst an, über der Sache zu grübeln. Das versaut die Motivation. In rasender Geschwindigkeit. Also : Aufkritzeln und « vergessen ». Dein Unterbewusstsein wird da schon was draus machen.

Setze deine Ideen um.

Lasse sie Wirklichkeit werden. Zumindest in Teilen. Es hilft dir nichts, wenn die verstauben. Ausserdem übt das und schafft dieses gewisse Selbstverständnis, dieser versierte Umgang mit Aufgaben- und Problemstellungen. Praxis.

Benedetta BUCCELLATO par William Albert ALLARD, NatGeo Aug 1995
Benedetta BUCCELLATO par William Albert ALLARD, NatGeo Aug 1995
en deuil. H., Kiel 2020.
en deuil. H., Kiel 2020.

Sei dabei ehrlich.

Zu dir selbst und deinen Ideen. Vermeide Klischees. Das zigtausendste Bild von irgendwas aus gleicher Perspektive, vom gleichen Standort, in der gleichen Machart … das ist nicht kreativ. Das ist langweilig für jeden, der so etwas bereits gesehen hat und sich das nun schon wieder angucken muss. Sehenswürdigkeiten sind der Klassiker. Für die eigene Erinnerung sind solche Bilder völlig okay, aber bitte lass sie privat. Muss nicht jeder wissen. Will schon gar nicht jeder sehen. Zeige der Welt die Welt durch *deine* Linse, wie du sie siehst. Du bist die Summe deines bisherigen Lebens, deiner bisherigen Erfahrungen (da ist es, das implizierte Wissen), deiner eigenen Meinung (hoffentlich), du hast eine eigene Meinung zu Dingen. Zeige das. Werde innovativ und nimm die irgendwo gemopste Idee als Grundlage dafür.
Weil das so sein sollte, hast du auch keine Panik vor « dummen » oder « schlechten » Ideen. Habe ich vorhin geschrieben – wer weiss, wofür die noch nützlich sein können.

Lass Fehler zu.

Das ist ganz wichtig. Lass dich von denen vor allem nicht abschrecken. Wir brauchen die, um uns überhaupt weiterentwickeln zu können. So wir es denn wollen und dieses Wollen zulassen. Den gleichen Fehler mehrfach zu machen ist hingegen nicht mehr so schlau 😉 . Klamüser den Fauxpas auseinander, woran es gelegen hat und was beim nächsten Mal anders werden könnte sollte müsste.

Feedback

Hole dir feedback zu deinen Ideen. Sprich mit anderen darüber. Vier Augen sehen mehr als zwei und es wäre nicht das erste Mal, dass sich daraus etwas wirklich hübsches ergibt. Von Vorteil ist, wenn es sich um Menschen handelt, die einigermassen wissen, über was sie reden.
Wenn du irgendwo etwas zeigst, stelle und lasse dich auf Kritik ein. Höre zu, bring dich gar nicht erst in die Ecke der Rechtfertigerei. Höre zu und denk nach. « Das hat das Model sich so gewünscht. ». Sonnenklar. Echt ? Ohne Ahnung von Posing und Bild ? Ernsthaft ? Dass es da als kompakter Block dargestellt wird mit visuell 150 Kilo schierer Masse, das findet es wirklich gut ?

Kritik an deinen Bildern ist oft genug begründbar, frag nach. Irgendwas ist schiefgelaufen, fahnde danach. Denk nach, lass es zu. Nur so erweiterst du deinen Horizont. Nur so bekommst du neue Sichtweisen, vorzugsweise solche von Menschen, die nicht dabei waren, als du das Bild gemacht hast. Die nicht deine Gefühle hatten, deine Beweggründe nicht kennen. Die dann auch sagen, was bei ihnen nicht so ankommt. Wer von denen Ahnung hat, der kommt direkt auf den Punkt. Bei den anderen braucht es ein klein wenig Forschung, was überhaupt gemeint ist.
« Das gefällt mir aber so » ist die dämlichste Reaktion, die du bringen kannst. Ganz hart gefolgt von « Da habe ich nicht das Equipment für. » oder « Das kann mein Equipment nicht. » Das ist Kleinkindniveau. Mit dem (gewaltigen ! ) Unterschied, dass sich die lieben Kleinen aber damit auseinandersetzen und dann fummeln und mit dem, was ihnen zur Verfügung steht probieren und ausloten. Die Neugierde, der Forschergeist. Bei Forenspezis nicht. Die bleiben bei ihrer ach so dollen Pixelbeguckerei und ordern den neusten Knipskasten und die Monstergläser gleich auch noch dazu. Die Sesamstrasse noch in Erinnerung ? « Wer nicht fragt, bleibt dumm. ». Ist so. Ausserdem beschäftigst du dich dann damit und das setzt sich wieder oben drin fest und wird mit jedem Mal leichter abrufbar. Funktioniert, funktioniert nicht so, mach ich lieber so statt so. Und dann das noch dazu.

Glaube an deine Ideen.

Der Film « Avatar » hatte bis zu seinem Erscheinen gut 15 Jahre Vorlauf. James Cameron hat allerdings nicht lockergelassen ; der Rest ist Geschichte.


« Being a real creator is like climbing a mountain. You need training. Training, training, training… don’t design with your brain, design by your heart, your soul. »
– Yohji YAMAMOTO