publié le 2 novembre 2022

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« The eye sees it all, but the mind is what gives things a meaning »
Es ist brauchbar, ganz grob etwas ĂŒber Funktion des Hirns und der Zusammenarbeit mit den Augen zu wissen.

You have to go further back to go forward

All children are artists. The problem is to remain one when growing up.
– Pablo PICASSO

Hirn : deklarativ, impliziert, prozedural

Das GedÀchtnis wird ganz grob in deklaratives GedÀchtnis, impliziertes (nicht-deklaratives) und prozedurales GedÀchtnis unterteilt.
Der deklarative Teil ist der mit dem aktiv was tun und machen und ĂŒben, bis es sitzt. Dieses Tun wandert irgendwann in das prozedurale Gedöns. Da sind auf Abruf Sachen wie Fahrradfahren, ZĂ€hneputzen, Astralkörper abseifen und eincremen, Laufen, Treppensteigen, Schwimmen und so. Klappt, braucht keine MĂŒhe. Kamerabedienung eben auch. Irgendwann. Das sind alles erlernte FĂ€higkeiten, die zu ‘automatisierten’ AblĂ€ufen und Fertigkeiten fĂŒhren. ‘Bewusstes’ Nachdenken ist raus aus der Nummer. Fleissig ĂŒben und keineswegs die Sache mit den wie Unterhosen wechseln neues Fotozeug kaufen. Da sind wahrscheinlich Belegungen anders, die brauchen bewusste Konzentration. FĂŒr eine ganze Weile.
Der implizierte Teil des GedĂ€chtnisses ist immer und jederzeit und ĂŒberall in Aktion und registriert wirklich alles ums uns rum. Der Teil kann nichts, weiss aber alles. Speicherort fĂŒr unbewusste Erinnerungen, wie die Fachleute das nennen. « Den / die da drĂŒben, die habe ich doch schon mal gesehen ? » *GrĂŒbelGrĂŒbel* Kennste, oder ? Gut. Du bekommst aber quasi als Selbstschutz nur einige Sachen an das bewusste Mitbekommen geliefert, weil sonst information overflow und Verzweiflung und Chaos und Fehler und letzte Entscheidung und ex.

Sehen : konzeptuell, perzeptuell

Beim Sehen ist es Ă€hnlich, es gibt da das konzeptuelle Sehen. « Du siehst nur, was du weisst. » (im Original : « Man erblickt nur, was man schon weiss und versteht » aus J. W. von Goethe, GesprĂ€che. Gesellschaft bei Goethe, 24. April 1819). Uns fallen primĂ€r Dinge ins Auge und auf, zu denen wir Erinnerungen, Erfahrungen, GefĂŒhlsduseleien und so haben. Knackpunkt ist, dass das, was wir da sehen, eingeordnet und bewertet wird und wir sozusagen die berĂŒchtigte rosarote Brille aufhaben. Ergebnis bei Bildern sind dann halt die Sachen, die nerven. Klassiker ist das Gestrypp auf Kopf und das ohne Absicht. Oder in den Rahmen rein- bzw. rausragende Geschichten, die da an und fĂŒr sich wenig zu suchen haben.

The camera doesn’t make a bit of difference. All of them can record what you are seeing. But you have to see.
– Ernst HAAS

HAAS sagt damit im Grunde, dass die Kamera keine Bewertung vornimmt. Die zeichnet sehr objektiv und gnadenlos alles auf, das ‘da ist’ und sortiert kein Stšck raus oder woanders hin. Die Kamera als mehr oder weniger ‘mechanisches’ GerĂ€t  ‘interpretiert’ keine Sachen einfach weg, wie das Gehirn das kann. ’Sehen’, das ist (*die*) Sache des Fotografen.

Dann gibt es das perzeptuelle Sehen. Da sehen auch wir ‘Erwachsene’ die Dinge, wie sie tatsĂ€chlich sind. Ganz kurz nur, aber geht. Die Hirnforschung weiss von diesem ‘Jetzt’ eine Zeitspanne von Bruchteilen einer Sekunde bis bummelig einer Sekunde, bevor das Nachdenken und damit die Bewertung, unsere (deklarative) Interpretation  einsetzt.

beachlife
beachlife

Jetzt alle zusammen

Ungeborene und Babies bekommen Licht (hell = aktiv, duster = pennen und Ruhe im Salon), Konturen und Farben (vorzugsweise Orange-, Rot- und Brauntöne) mit. Pure, reine, unverfĂ€lschte Seherfahrung ; ‘wissen’ noch nicht, ‘was’ sie da begucken.

Das mit dem ‘Wissen’ kommt mit zunehmendem Alter, wenn den Dingen Bedeutungen zugewiesen werden. Das ist sinnvoll, damit wir uns in der Welt zurechtfinden können. Aber in dem Moment, in dem wir eine Zuordnung vornehmen spielen auch sĂ€mtliche Emotionen und sonstigen Erfahrungen in Bezug auf dieses und jenes ‘Ding’ mit rein. Es wird zu einer Interpretation von einem ‘Ding’, einer ‘Farbe’. ‘Ärgernisse’ setzen mit zunehmendem Alter ein, je mehr ‘Wertungen’ und Erfahrungen gleich welcher Art zu Dingen gespeichert sind und sich in den gedanklichen Vordergrund drĂ€ngeln.

Diese Interpretationen können international durchaus divergieren. Beispiel eine Verkehrsampel : Deren muntere farbliche Bereicherung des Strassenbildes ist europaweit normiert. Bei oben ‘rot’ und unten ‘grĂŒn’ sind sich auch alle einig. Nun der Boppel in der Mitte : FĂŒr den Germanen ‘gelb’. La Grande Nation sieht ‘orange’. Auf den britischen Inseln sind sie der festen Überzeugung, es sei ‘amber’, bernsteinfarben. Perzeptuales Sehen ist ĂŒberall gleich, deklarative Beschreibung kann anders sein. Irre. Aber das nur am Rande.

Das ‘pure Sehen’ wird dabei ĂŒberdeckt. Die gute Nachricht : Es kann reaktiviert werden. ( Es gibt so etwas wie ‘perzeptuelles Lernen’ – Sanayei, M., Chen, X., Chicharro, D. et al. Perceptual learning of fine contrast discrimination changes neuronal tuning and population coding in macaque V4. Nature Communications 9, article n° 4238 (2018) ) Das perzeptuelle Sehvermögen ist nach wie vor da und wartet auf den Weckruf aus dem Dornröschenschlaf. « Lerne, Formen zu sehen statt Dingen. »

Das ist wie mit erlernten TĂ€tigkeiten : Oft genug geĂŒbt, wandern die in den Bereich des prozeduralen Teil des GedĂ€chtnisses. Formen, Linien, Umrisse, Farben, geometrische Formen hĂ€ufig ‘bewusst’ erkannt und eingeordnet können in den perzeptuellen Bereich der Wahrnehmung einfliessen. Sie werden dann ‘aus dem Augenwinkel’ wahrgenommen, ohne sie als ‘Etwas’ beschreiben zu ‘mĂŒssen’. Mustererkennung. Es ist eine reine Übungssache. Mensch z.B. als rein visuelle Form zu begreifen ist einigermassen wertfrei. Form vor hell, also figure to ground, schwupps ! Da war was. Diese FingerĂŒbungen, die sich hier so durch die BeitrĂ€ge ziehen, die zielen auf das perzeptuelle Sehen. Kamera – vor allem eine neue – quasi mit ins Bett zu nehmen und drehen und einstellen und checken, ob das richtig ist 
 wenn nicht oder knapp daneben, noch einmal 
 die Bedienung geht ĂŒber in ‘locker aus der Hand, ohne Nachdenken’ fĂŒr das prozedurale Hirnareal. Bildwinkel von Objektiven 
 rechts und links ausserhalb ?.

Lass es sacken. 😉

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