publié le 5 décembre 2022

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« Ton ist völlig egal. Weil man im Video sowieso nur Musik hören wird, die später eingefügt wird. »
Und so wird das Filmchen nachher auch ‘aussehen’. Kannste machen, wird halt kacke.

Let Me Just Finish This Donut

Wir hören mit unseren Augen soviel, wie wir mit unseren Ohren sehen – Akira KUROSAWA

Da können die Bilder noch so toll sein. Ordentlicher Ton und ein wenig Zauberei macht einen guten Film, der dann auch tatsächlich angeguckt wird. Ton trägt. Ton ist mehr, als nur die halbe Miete. Ton ist das, was du siehst, spürst, fühlst. Ton triggert die Vorstellung von einer Szene. Ton ist ein dramaturgisches Transportmittel für Emotionen und damit mehr, als nur Garnierung und Sahnehäubchen.

Hip-Hop-House-Rap unter zappelnde Bilder gelegt ist grausame Folter. Das zeigt, dass da wer entweder keinen Plan hat oder nach Den Haag gezerrt gehört. Und in aller Regel ist das auch kein Film, sondern eine undurchdachte, sinnbefreite Aneinanderreihung von sich bewegenden Bildern. Klingt hart, ist aber brutale Realität. Don’t panic – wir haben alle mal so angefangen. Nur dass der ein und andere sehr schnell dahintergestiegen ist oder wurde, wie das in ordentlich eigentlich so funktioniert und das im Hobbybereich aus welchen Gründen auch immer immer und immer wieder scheitert. Es muss nicht jeder jeden Fehlschuss auch selber nachmachen – achte von Anfang an mit auf den Ton. Eigentlich ganz doll auch auf den Ton. Übung und Praxis machen es wie immer zu einer ‘Selbstverständlichkeit’ auch wenn es mal schnellgehen muss. Die hinlänglich verdächtigen Videokanäle sind voll mit deutlich zu viel Müll.
(Wenn du die Sache mit dem Storytelling bei Film und den kleinen Geheimnissen eines ordentlichen Schnitts noch einmal auffrischen möchtest … 😉 )

Nimm Ton mit. Extern.

behind the scenes - das Rig und die Station für Audio
behind the scenes – das Rig und die Station für Audio

Nimm externe Mikros, vor allem, wenn du draussen unterwegs bist. Die in der Kamera eingebauten sind durch die Bank nur für die Synchronisation zu gebrauchen. So eines zum für in den Blitzschuh schieben ist schon halbwegs brauchbar. Drinnen. Draussen, wenn es nicht windet – diese knuffigen Fusseldinger sind zwar lieb gemeint, wohnen aber deutlich (!) zu nah an der Aufnahmequelle – da hat Windgerumpel keine Chance, auf dem Weg von draussen durch das Fell zum Mikrofonkörper zu ‘verhungern’. Diese lustigen kleinen Micros zum Einschieben in den Blitzschuh wohnen auch gerne zu nah an irgendwelchen Motoren und nehmen deren Lärm mit. Ist ein bisschen von der Bauart (siehe gleich zu Polarmustern und so) abhängig, aber die meisten sind da oben schlicht fehlplaziert. Ist es ‘das Richtige’, kann das brauchbar werden, ich denke da an mitgenommene Schipsel für ‘Urlaubsfilme’. Märkte, Strassenlärm, Stimmengewirr … sowas zu haben als Audiospur ist immer super und weckt Emotionen auch bei dem, der nicht nebenan stand. Sowas nur mit Hip-Hop-House-Rap-Geschraddel weckt keine Emotionen. Braucht eher zusätzliche Erklärungen und da sind wir dann ganz schnell wieder bei den gefürchteten ‘Diashows’ 😵‍💫

Nimm externe Recorder. Die haben die besseren Vorverstärker, als die Knipse. (Bei den dicken Videomühlen ist das was anderes und bei brandaktuellen Fotoknipsen eventuell auch. Erkennungszeichen : Alles, was einen XLR-Eingang hat wird auch vernünftige Pre-Amps eingebaut haben. Ausserdem machen XLR eine feste Verbindung mit der Kamera, während die üblichen 3.5mm Klinken einfach reingeschoben werden. An externen Recordern gibt es 3.5mm-Eingänge, die haben ein Gewinde drüber. Das ist auch brauchbar, weil ‘fest’.) Ton weiterschicken vom Recorder an die Knipse kannst du machen, um was flott für die Synchronisation nachher zu haben. Bei den 3.5mm kümmer dich, dass ‘der richtige’ Anschluss an das Aufnahmegerät gestöpselt wird. Stichworte für die Suchmaschine : TRS und TRRS.

Wenn du das halbwegs ordentlich haben möchtest, mit dem Ton : Gib Geld aus. Bei Ton ist es bittere Wahrheit : You get what you pay for. Hier sparen heisst regelmässig noch einmal kaufen und dann in ordentlich. Ist so. Billig wird meistens auch billig wirken. Günstig bis einmal schlucken ist besser. Intensive Gespräche mit dem Bankmenschen für top-notch-Kram bekommt nur noch das wirklich geschulte Ohr mit.

Heisser Tip : Wenn bei den externen Geräten Batterien getauscht werden, check hinterher unbedingt die Uhrzeit. Bei denen gibt das Spezialisten (die Zoom beispielsweise bekleckern sich da mit allem anderen als Ruhm … ) die setzen bei der Aktion den 1. Januar 1980 Mitternacht oder ähnlichen Blödsinn. Lass das Augenrollen, mach einfach. Ich weiss, worüber ich spreche und kann dir auch gerne erzählen, was das bei dreistellig clips am Tag an Zeit und Nerven kostet, den Rotz dem passenden Stapel an footage zuzuordnen. Die Automatiken der guten Schnittprogramme gehen neben der waveform auch nach timecode, um Bild und Ton aufeinander zu bekommen. Waveform von einem Mikro in relativer Nähe zur Geräuschquelle ist aber ‘anders’, als aus der meist woanders positionierten Kamera. Wenn dann on top die Zeiten noch wirr sind, gehst alles einzeln und von Hand durch. Ach ja : Wo du schon dabei bist – Kamerazeit und -datum. Da rennt weder was vor, noch trödelt es hinterher, gelle 😙 Ein paar Sekunden sind eher unkritisch, Minutenabweichungen doof

Notwendiges Wissen

Ein paar Dinge muss man einfach wissen oder zumindest mal gelesen oder gehört haben und wissen, wonach zu suchen ist. Spart zudem den Ochs vorm Berg.

Mikros – Polarmuster und Direktionalität

Direktional, omnidirektional, Kugel, Keule, Niere (cardoid), Superniere (super- und oder hypercardoid), Acht, Nahbesprechungseffekt (proximity effect) … die haben jeweils ihren eigenen Einsatzzweck. Mach dich selber schlau, was was macht und wofür was ist und wofür eher vollkommen unbrauchbar. Beim high-end-Hersteller Neumann gibt es feine Sachen zum Einstieg. Bei ‘Standardvideo’ kommst du mit einer direktionalen Niere schon sehr weit.

Wind protection sind ‘Zeppeline’ und kommen von Rycote. Punkt. 
Keine Angst, die Dinger auch in Innenräumen – dann ohne Fell – zu benutzen. « Low frequency roll-off » ist das Geheimwort dazu. Macht, dass das nachher deutlich besser hochgezogen werden kann, wenn das Gerumpelzeug aus dem sound floor im Bereich unterhalb -40dB gar nicht erst vorhanden ist.

Dezibelgeschichten

Dezibel (dB) ist Lautstärke, Schalldruck, Pegel und eine behelfsmässige Einheit für Lautstärekeempfinden. Für uns, die wir mit digitalen Signalen rummachen, ist vor allem dBfs (für Decibel full scale) interessant. ‘0’ ist dabei der höchste Signalpegel innerhalb digitaler Sphären, drüber ‘klippt’ es (verglichen mit dem Histogramm bei einem Foto brennt es aus (rechts weglaufend) oder wird abgeschnitten (oben weglaufend) ) und ist tot.

Einstellungssachen

Mic in –> Mic line switch am Aufnahmegerät <— setzt den input gain —> sagt dem Gerät, welches Krachlevel maximal reingehen soll und die Vorverstärker können und dürfen einen ordentlichen Job machen und lupfen das Eingangssignal entsprechend an.

Mic level —> ist, wenn ein Mikro an einen Recorder gestöpselt wird, ‘bevor’ irgendwelche Vorverstärker in Aktion treten

line level —> ist eigentlich für Instrumentenanschlüsse (line in), weil deren Signal meist schon vorher durch einen Vorverstärker am Instrument selbst gelaufen ist. Bringt eine Menge mehr an ‘headroom’ bei sehr lauten Umgebungen und « trickst » den Recorder aus. Spiel rum.

Podcast / Gesang Mic darf etwas näher an die Lärmquelle ran. Gut ist es bei Nicht-Kugel – also denen, die wir landläufig bei Film / Video einsetzen, wenn es von leicht seitlich kommt, dann schlägt der proximity effect nicht so zu. Entfernung über den Daumen 20 bis 30 cm zum Sprechenden. Den Kugeln ist es egal, da beissen sie immer fast rein, ohne dass es irgendwie schadet.

input gain am Recorder

Mach das einfach ordentlich, Pfusch geht nahezu immer nach hinten los, hier.
– Zoom recorders : -12 / -6dB peaking
– Tascam : -6 / -3dB
– Sony : -6 / 0dB
Die letzten beiden haben nach unten Raum bis -50dB. Die Zoom bis -30dB ; das ist eine Hausnummer.

– alle anderen sound devices – Telefone : -3 / 0dB

Limiter am besten überhaupt nicht verwenden. Ausnahme: Es ist zu erwarten, dass fürchterlich laute Spitzen kommen werden. Schreie, z.B. sind ein Grund, den Limiter zuzuschalten. Sonst lass da die Finger von weg, geringe Ausreisser können in der Nachbearbeitung locker eingefangen werden. Erst recht bei 32bit float

sample rate / bit für das Aufnahmematerial
Sample rate für Video und Film ist 48kHz. Punkt. 96kHz gehen auch, wenn fiese Bearbeitung erfolgen soll. 46 ist oder war geil für CDs, läuft bei Film aber aus der Synchronisierung mit den Mundbewegungen.
– 8bit : knapp 50dB dynamic range (Unterschied zwischen den leisesten und den lautesten Stellen)
– 16bit : ca. 98dB
– 24bit : ca. 122dB. Das ist so das, was das menschliche Ohr zu verarbeiten in der Lage ist.
– 32bit floating : tausend irgendwas dB. Allerdings musst du checken, ob dein Bearbeitungsprogramm das auch frisst, ansonsten Ungemach. Hat aber den Vorteil, dass unvohergesehen sehr lautes Geräuschzeugs nicht wegballert.

« sound floor » ist in einer Tonspur das ganz unten mit allem Gerumpel und was sonst so niederfrequent in der Lauft schwirrt. Das ist im Bereich ab -40dB unterwegs und wird gnadenlos mit hochgezogen, wenn zu wenig Bittiefe vorhanden ist.

Was einen guten Film von Geschnipsel unterscheidet


Room tone
– will heissen : Der Klang des Raumes, in dem du gerade bist. Draussen nimm ein wenig Umgebungsgeräusche mit.
– wenn du ‘fertig’ bist mit dem Drehschnipsel : Room tone, Atmo, jeweils ein paar Sekunden ’nachlaufen’ lassen, das Gerät. Ich mach gerne mindestens 10, das gibt ausreichend Material für die Bearbeitung.
– wenn es möglich ist : volle Minute room tone mitnehmen. Als eigenen clip.
– wenn immer auch nur irgend möglich : Ton ‘angeln’. Besser, lauter, sauberer. Teamarbeit.
– Bei der Aufnahme gilt : Für jede Tonquelle (jedes Mikro) eine eigene Spur. Immer. Shotgun von leicht oben und Lav vom Hemd – beides zusammen in eine Tonspur aufgenommen gibt nur unnötige Probleme mit Interferenzen. Später nimmst du das Beste von jedem Mikro.
– mach den Sound so ordentlich wie du nur kannst. Minimalisiere Störungen / Unterschiede wie : Interferenzen, Brummen und Summen aus technischen Geschichten wie Klimaanlagen, Kühlschränken, dann vermeide Übersteuern, unterschiedliches Levels …

Sounddesign – Foley (das sind die gebastelten Soundeffekte – SFX. Schritte aller Art sind der Klassiker). Wenn du sowas selber machen willst : Mic etwas weiter weg, sonst kommt das « zu wuchtig ».
Schritte selber auf das Bild bauen ist *immer* der schnellste Weg zu einem ordentlichen Ergebnis. Gibt zwar kilometerweise Konserve dafür, aber jeder läuft halt anders, der eine schneller, der nächste schlurft, der tritt hart auf, der schlurft eher wieder, Westernbotten sind anders als Rockerboots, anders als Pfennigabsatz, anders als Leder- oder Gummisohle, anders als Häschenhauspuschen. Und die Untergründe erst. Waschbeton mit bisserle Sand, Strandweg, Gras, Dielen, Kacheln …

Sounddesign – Allgemein. Das sind die ‘Nebengeräusche’. Türklinken, Türenklappen, knirschende Dielen und Autositze, das Pfeifen des Teekessels, laufendes Wasser, das Klacken der Lichtschalter, das Surren des Lichtschwerts, das Fauchen des Degens beim Durchschneiden der Luft. Quietschende Reifen auf Sand. Du merkst es selber. Alles, was irgendwie nach ‘Geräusch’ ruft, sollte eines haben. Das ist in professionellen timelines dann die Stelle, an der die Zahl der Audiospuren mit einem Male explodiert. Hört und merkt aber keiner, weil es ‘einfach da’ ist und da auch genau so hingehört.

Voice Over, Off-Kommentar. Ist bei allen Dokus, Reportagen der Fall. Hechelnd mit wackeliger Kamera da, wo es tatsächlich die Gschichte und den Film weiterbringt, Marathon durch die Wüste oder über den Khyber Pass aus first person view zum Bleistift. Ansonsten sauber aus dem Aufnahmeraum mit ordentlicher Stimme, Grossmembranmikro und Nahfeld, da sind se 🙂 Bei den Billoglotzesendern mit viel ‘feeling’ machen die den part mit Gehechel und Gewackel auch sonst überall wegen der “Authentizität”. Ist aber nicht authentisch, ist billo und albern.

Dialog bei Film wird geangelt, wenn Lavalier-Mikrofone nicht ent- und ansprechend ‘versteckt’ werden können und deren Sender nicht irgendwo nervig auftauchen. Bei Lavalier kümmere dich darum, wie die fachmännisch angetüdelt werden und wo die überall unerkannt bleiben können.

So Sachen macht kein Hobbyfilmer. Von den Amateuren nur wenige. Im Profibereich jeder.

Bei der Aufnahme

Du wirst rausbekommen, was du reinwirfst. Während der Aufnahme kannst du ein paar einfache, kleine Dinge beherzigen, die die Aufnahme auf ein ordentliches Level bringen.
Habe den peak im Auge. Bei ‘0’ ist digital Schluss. Alles drüber ist tot. Jedes Mikro eine eigene Tonspur bei der Aufnahme. Oder ein eigenes Gerät. Achte bei Richtimikros penibel auf die Richtung, wo der Ton rauskommt. Das schwankt sonst und das ist doof. Nimm das ‘richtige’ Mikro für die jeweilige Aufgabe. Bei room tone sollte tatsächlich auch nur der Raum aufgenommen werden. Wenn irgendwo spezielle Sachen irgendwelche Geräusche von sich geben, nimm die einzeln mit. Wie nah dran, ist recht egal – Entfernung kann in der post angepasst werden – aber nimm es mit und in sauber. (Solchen Kram wirst du hinterher auch strahlend mit aussagekräftigen Dateinamen und Metadaten versehen. Mach es. Nur damit wirst du sie irgendwann auch wiederfinden. Bau dir deine eigene Soundbibliothek.)


Das soll es erst einmal gewesen sein. Editing folgt, das wird nochmal eine richtige Menge.
Also, lass das mit solchem Quark wie « man wird nachher eh nur druntergeworfene Foltermukke hören. » Wobei … Humppa geht aber. Humppa passt zu allem. Wie Punk. Das passt auch irgendwie immer.