publié le 29 janvier 2020

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Weil es in der jüngeren Vergangenheit immer öfter aufgekommen ist : « Nun hab ich mein Material, aber wie gehe ich das mit dem Editing eigentlich vernünftig an ? » einmal einen kleinen Einblick in die Sache. Ich bleibe – wie so oft – recht grob an der Oberfläche. Wenn dir Dinge nicht ausreichen, spanisch vorkommen, was auch immer : Die Suchmaschine des geringsten Mißtrauens ist dein Freund.
Editing ist eine Kunst für sich, umfangreich, viel mit Bauchgefühl und macht, ob ein Film funktioniert oder komplett in die Hosen rauscht, sei dein Material noch so schön. Es lohnt sich daher, etwas darüber zu wissen und wie es angegangen werden kann.

Shoot for the edit

« Film » ist mehr, als sich bewegende Bilder hintereinanderzusetzen 😉 . « Film » ist für eine Zuschauerschaft und regelmässig eigentlich auch für eine, die nicht vor Ort mit dabeigewesen ist. Und selbst wenn – es solte doch auch ganz gerne etwas anderes sein, als eine blöde Diashow, vor der wir uns früher so gefürchtet haben. Gut, die älteren werden es noch kennen, die jüngeren Leser fragen einfach mal bei den Altvorderen nach, was das bedeutet – « Diaabend bei Tante Elfi » 😉 .
Editing fängt beim Dreh an. Je mehr Material du mit nach Hause bringst, je mehr Varianten du hast (Storytelling – Erzähltechniken mit der Kamera), desto schöner ist nachher das Zusammenstellen, weil sich einfach die Variantenvielfalt erhöht. Und es macht einen Unterschied, ob es aneinandergereihte, einzelne Filmchen sind, oder ob da richtig ein Plan hintersteckt. Das Endergebnis wird es zutage fördern, die « Kleinigkeiten » machen es rund. Mach dich schlau, was B-roll ist … und Sequenzen, Sequenzen, Sequenzen. Wide, medium, close-up. Sequenzen retten Filme.
Und mach ausreichend Audio. O-Ton von vor-Ort, einfach nur Ambiente, dazu den sogenannten room tone (oder Atmo), davon kannst du nie genug haben. Es rettet so viel. Und es macht es subtil sooo viel schicker 🙂

Beim Dreh holst du alles raus, was geht. Exakte Belichtung. Und das meine ich auch so. Die muss sitzen. Passender Weissabgleich. Der Fokus sitzt. Die Bewegungen sind nicht zu schnell und auch nicht zu langsam. Deine Komposition (a.k.a. das framing) sitzt. Die Audioqualität ist ebenfalls top notch, soweit es irgendwie geht.

« Das mache ich hinterher in der Post » – das geht schief. Nahezu IMMER.

Das Schnittprogramm

Video Editing Software Lightworks Filmora Avid Media Composer Adobe Premiere daVinci Resolve Final Cut Pro X
Logos Video Editing Software

Der Markt an Videoschnittprogrammen ist gross. Es gibt die ganz teuren Programme, es gibt die einmalig kostenpflichtigen Programme und dann die Aktualisierungen lebenslang für lau, es gibt die teuer werdenden Abos, es gibt die kostenfreien Programme, es gibt Programme « nur online und im Browser ». Es gibt sie sogar fürs Telefon. Für Tablets.
Da musst du dich selber schlaumachen, es ist nämlich (auch) eine Sache persönlicher Vorlieben, gerade, wenn du das rein aus Spass an der Freude machen willst. Die meisten haben einen ordentlichen Probemonat zum Spielen und Testen – unrühmliche Ausnahme ist Adobe mit seinen lächerlichen sieben Tagen, die – wenn du gerade erst einsteigst – nicht vorne und nicht hinten reichen, um festzustellen, ob es für dich « passt » oder nicht. Und lass dich nicht von « Schnickschnack » und Super-Duper-Einfach-Funktionen blenden. Zum einen versprechen die mehr, als sie tatsächlich können, zum anderen wirst du, soll es richtig schick werden, um Handarbeit nicht drumrumkommen. « Einzelstücke » (dein Film, nämlich) sind halt nicht Massenware.

Schafft deine Hardware das auch ?

Bei ALLEN guckst du bitte nach den System Requirements und prüfst, ob dein Rechner das wuppen kann. Wenn nämlich RAM zu wenig ist, wenn « nur » eine iGPU (das ist eine auf dem Prozessor untergebrachte Grafikkarte, die sich am Haupt-RAMspeicher bedient und den damit quasi « kleiner » macht) vorhanden ist, das Programm der Wahl aber richtige Hausnummern sehen will und nicht bekommt, dann macht das so gar keinen Spass. Adobe ist zickig bei Festplattennutzung und Auslagerungsdateien und caches und so. Auf deren Seiten zu Premiere Pro versteckt sich das irgendwo. Sorge für ausreichend Festplattenspeicher. Gerne schnellen, SSD im Rechner sind gut, NVMe werden eigentlich erst ab 4k ein Thema, vorher reichen die anderen. Auch die klassische, sich drehende HDD hat als billiger Massenspeicher und Datengrab für die Originale noch lange nicht ausgedient.
Wenn du dich für eine kostenfreie Variante entscheiden möchtest – die sind übrigens sehr schick zum längerfristigen Probieren -, dann guck nach, wo da die Haken sind. Es gibt welche. Manche beschränken dich auf HD 720p oder sogar noch weniger, bei anderen sind schicke Funktionen wie z.B. Rauschunterdrückung nicht freigeschaltet, manche schlucken keine hochkomprimierten Codecs, bei vielen sind die Anzahl von Video- und Audiospuren beschränkt. Wenn mit nur vier Videospuren durchaus klarzukommen ist, sind acht Audiotracks sehr schnell deutlich zu wenig … sei auf der Hut ;). Ansonsten funktionieren die Dinger fast alle gleich. Ausnahme ist Final Cut Pro X von Apple (und damit Mac only, aber auch auf « alten » MacBook Pros sehr fix), das ist radikal anders und sehr, sehr schick.

Egal welches Programm – shortcuts

… machen dich schneller und die Sache leichter. Ist so. Wenn der Gedanken- und Ideenfluss so wenig als möglich beeinträchtigt wird, ist das gut.

Logicskin Avid Media Composer
Logicskin Tastaturcover für Avid Media Composer

Vorwärts / Rückwärts / Pause und Stop / Trim vorne / Trim hinten / Lücken automatisch schliessen / Einfügen vor dem Lesekopf / Überschreiben / Anfügen hinter dem Lesekopf und Rest weiterscheiben / ganz hinten anfügen … sind zB die Grundfunktionen, die über shortcuts beherrscht werden sollten. Die Dinger machen deine Arbeit schneller. ist so. Lerne die.
Wenn die Möglichkeit besteht, bau dir deine eigenen shortcuts – von Haus aus sind die gerne wild über die Tastatur verteilt und das wird spätestens dann lästig, wenn du mit Maus / Stift *und* Tastatur arbeitest und dann nicht jedes Mal Maus loslassen / Stift aus der Hand legen willst, nur weil sich jetzt was tun soll. Meine shortcuts für die oben genannten Dinger sind alle auf der linken Seite der Tastatur, da komme ich ohne Handgelenksakrobatik so ran.
Was folgt sind absolute Grundlagen. Wenn dich Dinge näher interessieren, schmeiss dieses Internet an ; richtig gefüttert kommen sogar die brauchbaren Sachen zum Vorschein. Und ‘J’, ‘K’, ‘L’ sollten sie alle beherrschen 😉

 

Der Arbeitsablauf

Es gibt eine Reihenfolge, wie z.B. eine Doku zu einem Film wird : Import des Materials –> Organisation des Materials –> Auswahl (der besten Bilder, der besten Bilder, der besten B-Roll) –> Zusammenfügen (der besten Interviews & B-Roll) –> das Editing (rough cut) –> das Editing (fine cut) –> Picture Lock (der Film in seiner Abfolge von Bildern steht, Juchee, und wird auch nicht mehr angefasst) –> Musik und Effekte (visuell wie auch Sound kommen dazu und werden angepasst) –> Farbkorrektur (tatsächlich erst hier ganz hinten, Korrektur und dann Grading, soweit erforderlich) –> Levelling (Feinabstimmung aller Dialoge, Geräusche, Musik) –> Export.
Es bietet sich an (auch für den Hobbymenschen), sich an diesen Punkten langzuhangeln, weil sie nämlich Arbeit sparen. Wenn Hollywood so arbeitet, dann kann das an und für sich nicht so ganz doof sein. Den rough cut kannst du sehr schnell machen, wenn dir alles klar ist. Einfach stumpf wegarbeiten, die Feinheiten kommen danach. Aber der « Entwurf », wenn du so willst, der steht schon mal. Löst diverse Blockaden, dieses Stadium.

Die Ordnung auf deiner Festplatte

Behalte die Übersicht über deinen Kram. Dazu hat es sich als sehr brauchbar erwiesen, jedes Filmprojekt an *einem* logischen Ort zu haben, sei es wenigstens in einem Ordner oder – bei grösseren Geschichten – auf einer eigenen Festplatte. Eine hübsche Dateistruktur kann dabei vielleicht so aussehen, wie folgend :

Project Name

  • Footage (und die wird im Original bitte noch woanders als backup gesichert, bitte, ja ? Gut 😉 hier gehört nämlich – eigentlich- das transcodierte Material rein. ProRes (Mac) oder DNxHD / DNxHR (Windows), damit CPU und GPU beim decodieren on the fly von dem anderen Zeug nicht belastet werden. Es gibt diverse Programme, die das können. Adobe Encoder zum Beispiel. Edit Ready (Mac only), ffmbc und ffmpeg … kümmer dich, es ist wirklich wirklich entlastend für den Rechner. Braucht aber Speicherplatz. Irgendwas ist immer.)
  • YYYY-MM-DD
  • Cam A
  • Cam B
  • YYYY-MM-DD
  • Cam A
  • Cam B
  • Audio (hier kommt alles an audio rein. Alles. Sortiere auch hier in Unterordnern.)
  • Graphics (alles an Grafiken, Karten, Fotos usw. . Sortierung ? … hilft 😉 )
  • PROJECT FILES (das ist der Ordner, in dem sich alle – ALLE – Daten deines Schnittprogrammes tummeln werden)
  • Draft Files (hier fliegt alles rein, was zwischendurch mal rausgerendert wurde und verschickt worden ist. Die sogenannten « e-mail Versionen »)
  • Completed Files (hier sammeln sich die « Endversionen » einzelner Szenen, Abschnitte, whatever else, die finale Version des Gesamtwerkes)

Die Ordnung in deinem Schnittprogramm – Bins

« Bins » nennen sich die Ordner im Fachjargon. Die gebräuchlichen « grossen » Programme wie daVinci Resolve, Avid Media Composer, Final Cut Pro X, dieses Premiere, die können alle eine derartige Struktur. Das Handbuch wird dir verraten, wie das geht, mit dem Anlegen.

DaVinci Bins example

Bei meinem z.B. ziehe ich ganz stumpf einfach die Ordner von der Festplatte in den Media Pool und habe dann schon eine Grundstruktur, die nachfolgend weiter aufgedröselt wird. Und – nervig, aber notwendig – ist dann bei der Gelegenheit das Versehen *jedes**blöden**einzelnen**clips* mit Metadaten. Wie schon beim Storytelling beschrieben, wird es dir später ganz erheblich das Wiederfinden von Sachen erleichtern. Dank dir später für den Aufwand und befrage das Handbuch zu deinem Programm, wie das funktioniert. Da gibt das Unterschiede, Final Cut Pro X hat für mein Empfinden das am genialsten aufgebaute Konzept, weil einfach und vor allem intuitiv. Bei daVinci ist es zum Beispiel auch ganz ordentlich, allerdings möchten « offenkundige » Sachen gerne an zwei verschiedenen Stellen untergebracht werden, soll es nachher reibungslos gefunden werden. Nervig, aber heulen und schnattern lohnt nicht, solange das nicht geändert ist.

Die Ordnung für deinen Kopf – Notizen

Guck dir beim Sortieren *jeden* clip von vorne bis hinten an. Jeden. Am besten auch in Originalgeschwindigkeit, sonst wirst du Sachen übersehen. Mach dir Notizen, was da zu sehen ist, wo das nachher im Film eventuell positioniert werden kann.

« Notizen » kann mehreres bedeuten : Einmal ganz klassisch die Zettelwirtschaft. Auf der finden sich dann der Name des clips, der « grobe » Inhalt und die Timecodes mit den wichtigen Sachen. Sowas ist eine prima Sache, weil es über die Hand-Hirn-Koordination die Synapsen schaltet und du dich später einfach besser erinnern wirst. Es geht in ordentlichen Schnittprogrammen auch technisch – mach dich schlau, wie mit Markern und In-/Outpoints gearbeitet wird, wie Farbmarkierungen eingesetzt werden können. Diese Geschichte kann dann gleich auch mit dem Metadaten-Wust verbunden werden. Zwei Fliegen, eine Klappe.

Zettelwirtschaft hat den uneinholbaren Vorteil, als es im wahrsten Sinne des Wortes vor dir liegt und hervorragend mit dem script abgeglichen werden kann. Das script ist die Leitlinie, was an Stoff an welche Stelle kommt, die Einzelnotizen füllen das mit Leben. Arbeite mit farblichen Markierungen, mit wilden Kürzeln, mit irgendwas. Völlig egal, solange du dich zurechtfindest.
Sortiere nach « brauchbar » und « weniger brauchbar ». « Weniger brauchbar bis kaum brauchbar » gehen in den Müllordner. Aber nicht endgültig löschen ! Wer weiss, wofür das doch noch einmal gut sein kann, im Verlauf des Gesamtprozesses … Dinge, auf die zu achten sich wirklich lohnt :

  • Framing und Komposition – ist ausreichend Platz über Köpfen ? Fehlender Platz wird nie ordentlich mit ausreichend Platz kombiniert werden können. Ist so. Ausreichend Platz in Blickrichtung ? Beides ist abhängig von der Geschichte. Statt « Kopf » kannst du auch « Hauptobjekt » nehmen, geht auf das gleiche hinaus.
    ist der Horizont gerade ? Haut der vertikale Kamerawinkel hin ? Oder ist der zu hoch / zu tief ? Ist der horizontale Winkel der Kamera passend zum Projekt oder zu subjektiv ? Oder zu objektiv ?
    Wie in der Fotografie ist mangelhafter Bildaufbau auch bei Film doof. Aus Köpfen wachsende Sachen sind doof. Sie werden bei Film deutlich häufiger, als bei Foto eingesetzt : Die Drittel. Aber ohne Balance auch im bewegten Bild doof. Vorder-, Mittel- und Hintergrund funktionieren immer ganz hervorragend, wenn ordentlich mit Licht und « wo ist die action » und wahrscheinlch Kamerafahrten gearbeitet wurde (« Wo ist die action » heißt dabei auch tatsächlich « Handlung » und nicht nur stupide « reiss die Blende auf ».)
    Farbharmonien rocken auch bei bewegten Bildern. Hier wird regelmässig schon beim Dreh richtig richtig doll drauf geachtet. Frag jemanden, der Set-Design macht.
  • Screen Direction – ist eigentlich ein Thema bei Filmen mit Schauspielern, kann aber auch in anderen Genres vorkommen : Wenn du jemanden hast, der in einer Einstellung in einer bestimmten Richtung den Rahmen des Bildes verlässt, dann soll der ganz gerne in der nächsten Einstellung auch aus der richtigen Richtung kommend wieder im Rahmen auftauchen. Also : Wenn wer nach links rausläuft, dann kommt der besser nach dem Cut von rechts wieder rein ins Bild. Alles andere sieht verquer aus. Hat was von Magie, aber eher der billigen.
  • 180°-Regel / Handlungsachse – sollte in aller Regel befolgt werden. Bruch und « Achsensprung » gehen *nur dann*, wenn Protagonisten mit im Spiel sind und etwas Wesentliches passiert. Sonst nicht. Wirklich nicht. Sonst die billige Magie von eben wieder.
    180 Regel
  • 30°-Regel – hat etwas mit Kameraarbeit zu tun und sagt eigentlich, dass die Kamera in einem Winkel von 30° verschoben werden sollte, wenn von ein und denselbem Objekt z.B. ein medium shot und ein long shot oder close-up gemacht werden sollen. Wenn das zu nah beieinander ist oder gar vom gleichen Standpunkt aus, dann bekommst einen jump cut, der aber eher nicht so gewünscht ist.
  • Matching angle – ist von Bedeutung, wenn Personen mit im Spiel sind, zwischen denen hin- und hergewechselt wird.
    Matching angle
    Die Blickwinkel auf A und B sind (fast) identisch
  • Matching Eye-Line – das ist die « Sichtline ». Ebenfalls eher schon im Bereich der Kameraarbeit anzusiedeln und von Bedeutung bei Interviews, ode rganz allgemein, wenn zwei sich unterhalten. Oder wenn jemand in einer Situation etwas bestimmtes erblickt, dann sollte der Gegenüber / das zu erblickende Objekt im folgenden Bild auf der « gleichen » Linie und Höhe wie die Augen im vorhergehenden Bild sein. Insbesondere dann wichtig, wenn z.B. schräg nach oben oder nach unten geguckt wird.
  • Continuity of Action – gerne genommener Quell des Ungemachs. Wird in einer Einstellung beispielsweise als long shot eine Tasse mit der rechten Hand aufgenommen, dann sollte sie im folgenden close auch weiterhin in der rechten Hand sein. Echt. Ist besser.
    Solche Anschlussfehler kommen häufiger vor, als man so glauben mag. Und die können noch so kurz, noch so nebensächlich irgendwo im Bild sein – die fallen dem Unterbewusstsein auf. Ist so.
  • Continuity of Dialogue – nur wegen der Vollständigkeit. Wenn du von einer Szene mehrere takes hast und den besten aussuchen sollst, dann achte auf den Dialog. Ebenso auf Stimmfarbe, Sprechgeschwindigkeit und Kram. Es gibt Mittel und Wege, das zu beheben, aber erstens Aufwand und zweitens auch nicht immer schmerzlos möglich. Wenn es gar nicht anders geht, nimmst du auf jeden Fall die besser gelungene Einstellung und ersetzt nachher den Dialog per ADR. Die Suchmaschine des Vertrauens weiss mit dem Begriff was anzufangen und wird dich erhellen. Gleiches gilt auf für die Performance ; die sollte ebenfalls von Schnitt zu Schnitt passen.

Achte auf die Dauer bei den einzelnen clips. Zuschauer sind gerade heute recht schlicht strukturiert mit einer sehr kurzen Aufmerksamkeitsspanne. Ist doof, aber nicht mehr zu ändern. Also, wenn etwas « zu lang » wird, such nach Füllbildern, die beispielsweise Interviews auflockern, etwas visuelles zum gesprochenen Wort beifügen können. Halte den Zuschauer bei der Stange.

So. Endlich ! Du hast deinen Berg an clips und Kram einigermassen sortiert. Im Kopf formt sich stetig und sicher die Geschichte und jetzt ran an den Speck. Aber bevor du die Sachen jetzt wild in die Timeline schiebst … auch die möchte eine gewisse Grundordnung haben. Aus Prinzip 😉

 

Ordnung in deiner Timeline

Nachfolgend ein Abriss, wie im professionellen Gewerbe eine timeline aufgebaut sein kann. « V » ist dabei eine Videospur, « A » entsprechend Audio. Wenn du die Möglichkeit hast – auch hier kann wieder schön mit Farben gearbeitet werden. Gerade im Audiobereich kann das die Übersichtlichkeit befördern.

  • V9 – visual FX Versionen / Shot Versionen / Jede Information, die das Team für die Nachverfolgung der Arbeit brauchen kann
  • V8 – Untertitel
  • V7 – Matteboxes / Letterboxes (ist das Verhältnis des Endbildes. 16:9 / 2.39:1 / 1.85:1 usw.) Matteboxes sind die schwarzen Balken rechts und links, Letterboxes die oben und unten.
  • V6 – übergangsweise / temporäre Farbarbeiten als Varianten (Farbkorrektur / Belichtung etc. und grobes Grading)
  • V5 – Effekte (Greenscreen / Rotoscoping / digital characters)
  • V4 – V1
    hier fliegen A- und B-Roll rein (A-roll klassisch V1 und V2, B-roll obendrüber) / clips / Arbeitslayer / resizes / keyed effects / wipes / fades / transitions … die ganze Klaviatur des editing
  • A1 – A3 (mono – mach die mono, das spart erheblichen Stress mit der Richtung, aus der der Ton kommt, Interferenzen und was das da noch alles an Hässlichkeiten gibt) Dialogspuren
  • A4 – additional dialogue / narration / voice over
  • A5 – A8 (mono)
    Foley / Umgebungsgeräusche / sonstige Effekte
  • A9 – A12 (stereo)
    Stereo Sound effects / ambience (room tone) / 3rd party sound FX
  • A13 – A14 (stereo)
    Music / Score
  • A15 – A17
    cleaned dialogue (« cleaned » ist das, was nachher vom Tonprofi zurückkommt)
    cleaned sound fx
    cleaned score / music

TL coloured

Nur der Ordnung halber : Art und Weise des Editing

Das ist jetzt Luxuswissen, aber ich führe das trotzdem kurz mit auf, weil es dir bestimmt irgendwann über den Weg laufen wird. Es gibt drei Arten des Editing, die im echten Leben aber nicht strikt voneinander getrennt, sondern munter durch- und miteinander eingesetzt werden :

  • Three Point Editing – das ist das, wenn du die clips aus deinen bins im dafür vorgesehen Viewerfenster (Source Monitor) beguckst, da deine Auswahl mit In- und Outpoints triffst und diese Schnipsel dann in die Timeline setzt, entweder mit der Maus angefasst oder flott und schnell über Tastenkürzel.
  • Pancake Editing – wird es genannt, wenn du mit verschiedenen Timelines arbeitest. Das kann beispielsweise dann nützlich werden, wenn dein Film in grössere Einzelblöcke geteilt werden kann. Bei Dokus sind das gerne Kapitel, bei Action wichtige Szenen usw., die ein eigene Timelines kommen. Beim Pancake Editing wird dann für das grosse ganze Machwerk in eine master-timeline unter-, durch- und miteinander mit diesen Timelines gearbeitet, Sachen verschoben, aneinandergereiht, wasauchimmer.
  • Timeline Editing – wird es dann, wenn du deinen gesammelten Kram komplett in die Timeline schiebst, vorne ein bisschen Platz lässt und dann quasi von hinten die schicken Schnipsel nach vorne ziehst und das zum grossen Ganzen werden lässt. Finde ich persönlich schon bei kleinen Projekten höllisch unübersichtlich und nervig, da immer springen zu müssen. Soll aber Leute geben, die da total drauf abfahren.

Wie bereits geschrieben – Luxuswissen.

Alles andere als Luxus ist das Beachten einer Reihenfolge des Entstehungsprozesses, wie z.B. eine Doku / eine Reise zu einem Film wird : Import des Materials –> Organisation des Materials –> Auswahl (der besten Bilder, der besten Bilder, der besten B-Roll) –> Zusammenfügen (der besten Interviews & B-Roll) –> das Editing –> Musik und Effekte (visuell wie auch Sound) –> Farbkorrektur (tatsächlich erst hier ganz hinten) –> Levelling –> Export.
Es erleichtert die Arbeit und spart einfach auch Zeit. Du machst das Editing. Also die Reihenfolge der Bilder und des Tons. Und auch erst einmal *nur das*. Du wirst im laufenden Prozess Dinge hin- und herschieben, neu zusammenstellen, verwerfen, rausschmeissen. Da ist es dann schlicht vertane Zeit, wenn Farben und Lautstärken schon so abgestimmt sind, dass sie *in ihrer Abfolge* gut sind. Bei einer Neusortierung musst du da dann noch einmal bei und die Gefahr, dass da irgendwo eine kleine Kleinigkeit bei übersehen wird, die ist gross. Dir wird es nicht auffallen, Wald vor lauter Bäumen und so. Aber der Zuschauer, der den Blockbuster das erste Mal beguckt, der sieht sowas meistens sofort. Nicht so geil. Meistens jedenfalls nicht.

Auf gehts !

Okeeeeeh, im Grunde genommen bist du schon seit einer geraumen Zeit dabei, eigentlich schon mittendrin statt nur dabei. Nun kann das aber in die Timeline. Leg einfach los. Das ist das Einfachste. Es gibt hier kein « richtig » und auch kein « falsch ». Es wird sich im Laufe des Prozesses finden ; dein Bauchgefühl ist ebenso hilfreich, wie andere Menschen drübergucken lassen.
Grundsätzlich kannst du anfangen mit Dialog oder Erzählung (narrative) oder Musik oder nur Bildern oder nur Sound.

Hab einen Plan

The story is in the footage.

Du hast die Sache vorbereitet, du hast die Dreharbeiten gemacht und auch dabei werden dir noch Sachen eingefallen sein. Du hast deine « Geschichte » im Hinterkopf, durch die Beschäftigung damit, das Machen und den Sortiermarathon. Aus dieser Geschichte und ihren vielen kleinen Abschnitten heraus wird sich viel ergeben. Dabei denkst du allerdings immer an den Zuschauer. Wo willst du den hinhaben ? Daraus ergeben sich viele Dinge wie von alleine.
Sonst geh noch einmal zurück zum Storytelling und der Kameraarbeit. Allein schon aus der heraus lässt sich viel anfangen, wie Szenen aufgebaut und zusammengefügt, geschnitten werden können. Schlimmstenfalls wirst du feststellen, dass du nur die Hälfte gedreht hast. Dann wird das spannend, das so hinzubauen, dass das keiner ausser dir merkt. Nimm Füllbilder aus der B-Roll 😉 .

Behalt die zeitlichen Längen im Auge. Wie vorhin schon geschrieben – arbeite mit Füllmaterial aus der B-Roll. Übertreib es dabei nicht ; das Internet ist voll mit Filmchen, die eigentlich *nur* aus B-Roll bestehen. Tu dir diese Peinlichkeit nicht an … Mach die Schnitte zwischen den Bildern schneller, das schafft was. Wenn es trotz B-Roll immer noch zu lang erscheint, mach einen Wechsel in der Musik. Das bringt zusätzliche Zeitfenster. Zeig zum Thema passende Standbilder (das sind Fotos 😉 , mach da langsame « Fahrten » oder Zoom rein. Suche nach « Ken Burns Effect ») , die bringen Ruhe und auch Zeit.

 

Cuts, die du draufhaben solltest

Wie der Erzählbogen beim Storytelling, so gibt es auch beim Editing ein paar Sachen, welche die Geschichte zu einer guten machen können. Oder zu einer mistigen Zeitverschwendung, wenn es einfach keine Geschichte, sondern nur Effekthascherei gibt …

  • standard cut – Wie man sich das so vorstellt : Eine Szene ist vorbei, die nächste beginnt.
  • jump cut – während die Szene läuft kommt ein Schnitt mit der Absicht, die Zeit zu verkürzen. Klassiker : Jemand geht an der Kamera vorbei Richtung Horizont. Das kannst du jetzt 20 Minuten so stehen und laufen lassen oder ihn vorbeilaufen lassen, CUT, weiter weg weiterlaufen, CUT, noch weiter weg laufen. Kein Zoom dabei, nichts. Der Cut « springt ». Sorgsam einsetzen, diese Art des cuts war mal richtig verpönt und ist auch immer noch nicht so richtig geil, weil es nicht wirklich was erzählt.
    Wird heutzutage sehr gerne mit dem sog. « speed ramping » verwendet. Dabei wird der « Sprung » zwischen den cuts nicht wirklich geschnitten, sondern in der Geschwindigkeit sehr erhöht. Kann gut aussehen, meistens aber nur blöde. Ist halt hip. Man muss nicht jedes cliché auch mitmachen. 😉
  • J-cut – achte mal drauf, in welche Richtung das « J » offen ist. J-cut hat was mit der Tonspur zu schaffen.

    Video and audio never happen at the same time. Meistens zumindest nicht.

    Ist auch im echten Leben so. Wir hören *erst* etwas, *bevor* wir den Kopf danach umdrehen. Das wird der J-cut. Die Tonspur für den nachfolgenden clip beginnt bereits, während der « alte » clip noch läuft. Ein J-cut bereitet den Zuschauer auf das kommende Bild vor. Der J-cut wird auch als pre-loop edit bezeichnet.

  • L-cut – na ? Kommst drauf ? Richtig : Die Tonspur des « alten » clips läuft noch, während das neue Bild schon auftaucht. Den L-cut nennen manche auch post-loop edit.
  • cutting on action – ist das, was es heisst : Schnitt auf die Handlung, die action. Geht auch ganz flockig auf Musik und deren Rhythmus.
  • cross cutting / parallel editing – du schneidest zwischen zwei Handlungen / Orten hin- und her. « Zur gleichen Zeit, 10 Kilometer weiter südlich » … Du weisst, was ich meine.
  • cut away – ist *die* Spielwiese für Material der B-roll. Über die Technik des cut away bekommt der Zuschauer weitere Informationen über einen Ort oder Ereignisse. Klassiker ist der Beitrag in Fernsehnachrichten : Der Reporter erzählt und erzählt und der Zuschauer bekommt Bilder zum Ereignis geliefert und muss sich nicht die ganze Zeit den Menschen mit dem Mikro in der Hand angucken.
  • Montage – die Montage ist eher was für Sequenzen, denn für Szenen. Mit einer Montage kannst du zeigen, was z.B. dein Protagonist alles gemacht hat, um zu dem Punkt zu kommen, an dem er *jetzt* ist. Kann supidupi für sog. flashbacks benutzt werden, wenn irgendwas aus der Vergangenheit erzählt wird.
    Oder in der Form des smash cut, bei dem – meistens zusammen auch mit Audio – eine Szene abrupt (!) in eine andere übergeht aus narrativen, ästhetischen oder gefühlsmässigen Gründen. Smash cuts sind unerwartet. Immer. In Hot Fuzz wie auch in Shaun and the Dead taucht sowas spar- und äusserst wirksam auf. Ist ebenfalls eine nette Spielwiese für das Grading, nachher.
  • match-cut – ist lustig und eine ganz hohe Kunst, weil schon beim Dreh dieses Ding im Hinterkopf wabern sollte. Die Einstellungsgrössen müssen perfekt passen, sonst sehen die doof aus. Match-cut ist, wenn ein « Ding » in deinem Film zu einem ähnlich aussehenden « Ding » wird oder sich die Umgebung z.B. bei einem springenden Menschen während des Sprungs ändert. Klassiker für das « Ding » ist Kubricks 2001 : A Space Odyssey, wo der Knochen zum Raumschiff wird. Auge wird zu einem Ball / Mond / irgendwas anderem, runden. Auge trifft auf Sonnenauf- oder -untergang. Kitsch pur. Geht auch mit Audio, das am Rande. A fängt an, etwas zu erzählen, mitten im Wort übernimmt B und erzählt zuende.

Das ist dein « Rüstzeug ». Keine Sorge, da gibt das durchaus noch ein paar mehr Sachen, aber mit diesen hier lässt sich schon richtig, richtig viel anfangen. Und wie auch sonst so häufig im Leben gilt auch bei Film die Maxime « Weniger ist meistens mehr ».

Wann einen Cut setzen und Warum ?

Eine gute Frage und vieles davon kann durchaus « aus dem Bauch heraus » erfolgen. Und auch passen.

  • Information – immer, wenn eine für den Zuschauer neue Information kommt, kannst du einen Schnitt setzen. Spielwiese für die B-roll, für Sound und SoundFX usw.Frage dich : Was würde der Zuschauer als nächstes gerne sehen ? Was sollte er als nächstes sehen ? (Hey ! Das ist *dein Ding*, du kannst den Zuschauer gnadenlos in eine Richtung schieben, die dir gefällt … ergo –> Was wünsche ich mir, was der Zuschauer als nächstes sieht ? Und (für Schnitt in Sachen Audio : Was kann er nicht sehen, aber soll es anders vorbereitet bekommen ?
  • Motivation – hier trennen sich schlechte von den guten Filmen. Das letzte Bild oder die Tonspur muss einen Grund liefern, *jetzt* einen Schnitt zu setzen. Ansonsten wird es wie die Masse aller im Netz schwirrenden Knipsfilmchen … unmotiviert aneinandergeschobenes Gerümpel an sich bewegenden Bildern.
    Versorge den Zuschauern mit neuen Informationen. J-cut hast noch ? Prima, lass es über Sound geschehen. Draussen hupt ein Auto. Grund für einen Gang ans Fenster, einen Schnitt aufs Fenster, einen schnitt durchs Fenster, auf die Strasse, irgendwas. Ein Wasserkessel fängt das Pfeifen an ? Schick. Schnitt auf den Kessel, Schnitt auf medium close ins Gesicht des Anwesenden in der Küche, Schnitt auf medium in eine Drehung des Anwesenden, Schnitt auf den Kessel … achte auch auf die Lautstärke des Tons, nachher, wenn es an den geht. Ergibt sich schon.
  • Shot Composition – hier mach dich mal selber schlau, wie das Spiel mit den Kameraeinstellungen und den Wechsel zwischen denen vonstatten gehen kann. 180° und 30°-Regel spielen hier ebenso rein, wie Matching Angles und Matching Eye-Lines.
    Im Grunde ist hier Bauchgefühl gefragt. Aus dem Unterbewusstsein raus wirst du das schon so machen, dass es einen Fluss gibt, dass es aufeinander passt.
  • Camera Angle – 30°-Regel. Achte drauf. Jump cuts dann, wann sie auch tatsächlich angebracht sind und Zeit verkürzen sollen. Nicht aus Fehlerhaftigkeit und Verzweiflung 😉
  • Continuity – nach (informativem) Inhalt, Bewegung und oder Position des Hauptobjektes im Bild, Sound. Das alles kann einen Grund liefern, ein neues Bild zu zeigen. Achte auf die oben schon angesprochenen Fehlerchen, die sich hier bös flott einschleichen können.
  • Sound – Selbstläufer, oder ? Gut. System begriffen 🙂

Wie einen Cut setzen ? – Übergänge

« Transitions » im Fachjargon. Die sind von der Anzahl her überschaubar :

  • Cut – ein sofortiger Wechsel von einem Bild in das nächste, will heissen vom letzten vollen Bild des vorhergehenden clips in das erste volle Bild des folgenden clips.
    Ich liebe diese Dinger, weil sie nahezu immer passen können (und mache viel über sound, um den Zuschauer zu beeinflussen … ). Bevor der Zuschauer sich langweilt ? Bäm ! Schnitt, neuer Fakt. Neue Information über Erzählung a.k.a. Voice Over ? Bäm ! Schnitt auf B-roll. Jump cuts … bäm ! bäm ! bäm ! neue location. Interviewsituation ? Cut, cut, cut. J- und L-cut, bis einer heult. Dazu B-roll … Action-cuts kommen nehezu immer ungebremst.
  • Dissolve – die « Auflösung ». Das sind die Geschichten, in denen sich ein Bild anfängt, quasi aufzulösen und das andere erscheint da drunter und wird zu einem voll sichtbaren Bild. Manche Programm haben da ein eigenes Getüdel für, welches du einfach auf die Schnittstelle der beiden clips ziehst. Bei anderen wird es klassisch mit ‘keying’ gemacht : Du machst einen ‘key’ und von dem bis Ende geht die opacity Richtung Null. Den nächsten clip legst du mit seinem Beginn über den anderen und zwar an die Stelle des keyframes. Von da aus lässt du die opacity von Null auf Voll laufen. Zeitdauer bei beiden Methoden gilt es auszupendeln ; bei manchen kann deutlich weniger als eine Sekunde passen, andere wiederum vertragen drei Sekunden und mehr.
    Klassiker bei Montage. Flashback. Übergang von und zu Slow-Motion. Nützlich, um « Zeit » zu verlangsamen oder wieder zu beschleunigen. Komplett fehl am Platz bei harten Fakten, es sei denn, du willst auf dem Niveau von Nachrichten fürs Unterschichtenprogramm landen.
  • Wipe – der Wischer. Eine Linie oder eine Form bewegt sich über das Bild und « zieht » an seinem Schwanz quasi das andere auf. Geht in verschiedenen Geschwindigkeiten, « Reißschwenks » schon beim Dreh laden dazu gerne ein, wenn ein schneller Wechsel in ein Folgebild erreicht werden soll. Funktionieren in alle Richtungen, je nachdem, wie es erzählt werden soll. Gehen auch von oben nach unten und unten nach oben. Vorbeilaufende Leute sind gerne genommen, für sowas. Geht einer formatfüllend durchs Bild und zieht wie beim Bahnfahren neue Landschaft hinter sich her. Aquarien sind für sowas gerne genommen. Guckst durch ein Aquarium, Kamera geht nach unten in den Sand, es wird düster und rauskommen tust du auf einer Wiese oder unter einer Zimmerdecke. Du verstehst, was ich meine, weiss ich.
    Änderung von Zeit und Ort / Raum bieten sich an, für wipes.
  • Fade – das ist das schlichte Ein- und Ausblenden aus komplett Schwarz (meistens) nach Bild und umgekehrt. Seltener auch von / nach Weiss.
    Bietet sich ganz allgemein für einen Anfang des Films an, für das Ende ebenso. Für den Übergang in ein neues Kapitel. Änderungen in Zeit und Ort.

Das sind seit den Anfängen des Films *die* Übergänge überhaupt. Daran hat sich auch vom Grundprinzip her nichts geändert. Die Spielereien sind mehr geworden in den letzten Jahren, Youtube zeigt das. Und was Youtube auch zeigt ist, dass viel zu viele von diesen Spielereien auch nur das sind : Spielereien um ihrer selbst Willen. Effekthascherei auf der Jagd nach likes. Lass dich davon nicht verführen. Was bei Musikvideos noch ganz gut klappen kann, geht bei Reisevideos meistens schon nach hinten los und bei Dokus so richtig in die Hosen. Blingbling ist halt nur billiger Glitzerkram.
Die richtig geilen Juwelen strahlen alleine und sparsam. Dafür aber extrem wirkungsvoll. Das passiert dann, wenn du dich eigentlich bei jedem Schnitt nach dem « Warum ? » « Und Wie ? » fragst. Gutes Editing zeichnet sich dadurch aus, dass es unaufgeregt ist und « nicht bemerkt » wird. Dass es den Fluss einer Geschichte laufen lässt und unterstützt. Und nicht den Zuschauer mit dem Baseballschläger von einer Station zur nächsten prügelt.

Und ich hoffe, dass dir bis hierhin auch aufgefallen ist, wie eng Kameraarbeit – also eigentlich schon der Dreh – und das Zusammenschieben der clips am Rechner ineinandergreifen ? Youpi ! 🙂

Wenn der Kopf zu ist und nichts mehr geht

Blockaden kommen. Ist so. Das gibt diese Momente, in denen du den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr siehst. Das passiert in den besten Haushalten.
Grundsätzlich gilt : Arbeite konzentriert und schalte alle möglichen Ablenkungen AB oder am besten komplett AUS. Also kein Fratzenbuch, kein Instagrammgetümmel, kein Youtube nebenbei, keine trötende mail, keine dauernd oben rechts auftauchenden, nervigen Nachrichten, dass irgendwo schon wieder irgendwas angekommen ist und natürlich selbstredend was auch sonst sofort und wichtich wichtich und am besten seit eben vorhin schon Aufmerksamkeit will. Es gibt apps für sowas. Die blocken diese ganzen Plagegeister einfach mal ein paar Stunden weg. « Self Control » / « freedom.to » sind beispielsweise solche Sachen. Nutze die zu deinem Vorteil.
Wenn du nicht weiterkommst, mach einen Spaziergang. Frischluft und Bewegung, das sind so Sachen, die den Kadaver und das Hirn wieder auf Trab bringen.
Wenn du Musik « brauchst » nebenbei, dann lass es welche sein, die zum zu schneidenden Film passt. Manchmal kommen da Ideen zutage, mit denen keiner gerechnet hat. Wenn du « im Stillen » arbeitest und nicht weiterkommst, mach dir gezielt Mukke an.
Arbeite irgendwas ab, was sowieso getan werden muss. Organisiere den Datenwust, geh die Schlagwörter durch. Da kommen auch Ideen bei rum und dann ist das eine ARt von Tätigkeit, die tatsächlich auch noch irgendwas mit dem Film zu tun hat. Es ist keine Prokrastination. Auch was wert.
Mach Liegestütze. 😉 Nee, ernsthaft. Bewegung und Durchblutung und so …
Spiel mit dem Programm rum. Probier bei den ganzen zur Verfügung stehenden Sondereffekten Sachen einfach aus. Wie ein Fünfjähriger – schubs Regler und guck, was passiert. Wäre nicht das erste Mal auf diesem Planeten, wenn da nicht irgendeine zündende Idee für was komplett Anderes, was komplett Neues bei rumkäme. Und wenn es « nur » ist, diese Regler mal angefasst und beobachtet zu haben.

Inspiration is for amateurs. The rest of us just show up and get to work. If you wait around for the clouds to part and a bolt of lighting to strike you in the brain, you are *not* going to make an awful lot of work.
All the best ideas come out of the process ; they come out of the work itself.

Chuck CLOSE hat das vom Stapel gelassen. Und er hat recht.

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Das soll es als Einstieg erst einmal gewesen sein. Wie eingangs geschrieben : Grober Überblick. Es ist noch nicht das Ende, geh zurück nach oben in den Arbeitsablauf, da warten noch ein paar Sachen. Visuelle Effekte (VFX) ist da so eine Geschichte, die im Anschluss an den fine cut kommt. Das sind in der Hauptsache Titel, dann « Bauchbinden » (lower thirds in der Fachsprache), Abspann und sonst alles, was du meinst, da an Spezialeffekten haben zu wollen. Das überlasse ich komplett Dir, wie du da was gestaltest.
Grafische Effekte (GFX), also alles an Tabellen, Skizzen, Fotos, Logos etc. pp. ebenfalls.
Audio sowohl in Dialog, Soundeffekten (SFX) und Musik ist ein weiteres grosses Kapitel im Werdegang eines Filmes. Bild und Ton gehen Hand in Hand und machen die Magie. Allerdings wird es da nur einen kurzen Teil zu geben, irgendwann. Ich baue für meine eigenen Machwerke da « nur » grundlegende Sachen und überlasse die Feinheiten und das richtig geile finish dann den Leuten, die davon auch was verstehen. 😉
Farbe wiederum ist so meins. Da wird es was zu geben, in Sachen Farbkorrektur und Grading. Das macht richtig Laune 🙂 « Grading » ist – wie eigentlich *jede* Abteilung « beim Film » ein nicht zu unterschätzendes Gebiet – die Abspänne sind nicht umsonst meistens richtig ellenlang … und in dieser Station lauern noch richtig üble Fallstricke, die auch für das
Delivery – das Ausrendern für das Medium, in oder auf dem der Film gezeigt werden soll, von Bedeutung werden. Da wird es auch einen kleinen Beitrag zu geben. Stay tuned und bis hierher erst einmal von meiner Seite ein dickes Dankeschön fürs Durchhalten 🙂