publié le 25 janvier 2022

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Warum sind wir oft genug dazu in der Lage, ein « gutes » Foto zu erkennen, und haben dann solche Schwierigkeiten, selbst eines zu produzieren ? Nahezu jedes Cover von Vogue, National Geographic und der New York Times kann mit nur drei simplen Worten zusammengefasst werden – Figure to Ground. Ein einfaches, sehr wirkungsvolles Konzept. Im Bereich der visuellen Kommunikation vielleicht gar *das wichtigste* Konzept.

It’s Either Silence or a Heart

Figure to ground ist einer der Grundpfeiler der visuellen Sprache. Es ist ein Werkzeug, und zwar ein sehr mächtiges Werkzeug. Es hängt recht direkt zusammen mit negative / positive space, welches auch bei « kleinen » Bildteilen, z.B. Grüppchen von Menschen funktioniert. Sobald dieses Prinzip einmal verinnerlicht ist, wird es selbstverständlicher Teil vieler der Bilder, die du machst, unabhängig davon, welche Art von Kamera benutzt wird.
Wenn du meisterhaften Umgang mit figure ground sehen willst dann suche einmal nach Bildern von Steve McCURRY, Richard AVEDON, Henri CARTIER-BRESSON natürlich, Alex WEBB. Achte bei denen zunächst nur darauf, wie Menschen im Rahmen dargestellt sind. Die sind fast alle klar abgegrenzt von der Umgebung. Und ist dir auch aufgefallen, wie selten da die Blende so richtig weit offen ist ? Eher richtig selten und trotzdem findet das Auge sofort die Sachen, auf die es ankommt, oder ? Gut.

Botanique. 2016. © Alex WEBB / Magnum Photos.
Botanique. 2016. © Alex WEBB / Magnum Photos.

Guck mal, wie fein da die Personen klar und abgegrenzt einzeln sichtbar sind. Das ist ein recht « einfaches », leicht zu erfassendes Beispiel von ihm. Guck auch, wie die Skulptur da noch vom Himmel eingefasst wird, ganz oben. Sowas ist top notch.

Richte dein Interesse darauf, *wie* das gemacht ist, mit dem figure-ground-Verhältnissen :

    • meistens ist der Hintergrund, vor dem sich die Figuren befinden, aufgeräumt (und da ist es einmal mehr : Achte auf den Hintergrund, die Kamera ist gnadenlos.)
    • Helle Figur vor dunkel
    • dunkle Figur vor hell
    • Farbkontraste
    • Farbpalette allgemein
    • Licht. Figur in Licht, Rest im Düster. Richtig grosses Kino ist, nur das Gesicht vom Licht erhaschen zu lassen 😋
    • und dann die ganzen anderen schicken Sachen, die schon dawaren : Linien, spaces, framing
Joggeur. Quai François Mitterand, Paris 1er
Joggeur. Quai François Mitterand, Paris 1er.

Hell vor dunkel aus Gründen der Erkennbarkeit. Bei dunkler Klamotte hätte ich gar nicht erst gewartet. Ausgelöst schon gar nicht.

Figure to ground wirkt – zusammen mit Linien und so – als Ankerpunkt in einer Fotografie. Es hält das Auge des Betrachters im Rahmen. Figure ground ermöglicht es dem Gehirn, Formen, Größen, Entfernungen und andere optische Täuschungen zu bestimmen, die in der Fotografie existieren. Dreidimensionale Welt auf zweidimensionaler Fläche. Figure to ground bietet dem Hirn das schnelle und vor allem einfache Einsortieren von Teilen zu einem Ganzen, was es doch so mag.

figure ground bah
figure to ground zwar vorhanden. Es hängt etwas am Kran. Schon nicht schlecht.
figure-to-ground ordentlich mit Geschichte
hier figure-to-ground mit Geschichte. Das ist drei Sekunden später, als Menschlein sich da separat hinstellt. Nun wird es auch eine Story – die bauen da was ab. Oder auf. Egal, es ist eine kleine Geschichte.

Wo es eigentlich herkommt

Figur zu Grund ist wichtig für den homo sapiens. Immens wichtig. Die Bestimmung des Figur-Grund-Verhältnisses ist das allererste, was Menschen tun, wenn sie ihren Blick « ausrichten ». Kommen « neue » Dinge in unser Blickfeld, will das Gehirn eine Grundlage, um diesen Dingen einen Sinn zu geben. Und damit das möglichst flott geht, gerne einfache Strukturen – Teile eines Ganzen, Wahrnehmungspsychologie. Gestalteffekt und so, hast du noch, oder ? 😗 Sehr schön.
Seit uralten Zeiten muss Mensch kapieren, welche Elemente Figuren sind, die unmittelbare Aufmerksamkeit und Aufmerksamkeit erfordern (listig klappernde Schlangen und kuschelige Säbelzahntiger) und welche sogenannte Grundelemente sind (im Moment nicht so wichtig, liefern aber Kontext – Grasland und Gebüsch, um bei den archaischen Zuständen zu bleiben. Für die Fotografie einmal mehr diese Sache mit dem Hintergrund. Bist gefangen mit dem Zeug). Bedrohungserkennung. In unseren heutigen Zeiten eher etwas nachrangig weil eher seltener hinter jeder Ecke lauernd, aber im Gegensatz zur Entwicklungsgeschwindigkeit von technischem Gelöt ist der Brägen eeeeecht langsam. Die Priosierung von Wahrnehmung, damit wir uns zwischen Dingen durchlavieren können, ohne gleich überall anzustossen, uns blaue Flecken holen oder Dinge umschmeissen.

Quai François Mitterand. Paris 1er
Quai François Mitterand. Paris 1er

Dunkel vor hell ist klar, oder ? Manchmal muss man sich ein wenig recken oder in die Knie gehen, damit die Abgrenzung ordentlich ist. Gutes Bild und nur weniger Zentimeter hoch oder runter oder rechts oder links und so. Schreibe ich ja öfter mal. Und aus Gründen 😁

Unsere Wahrnehmung der Figur-Grund-Beziehung ermöglicht es uns, das, was wir sehen, danach zu organisieren, wie sich jedes Objekt auf andere Objekte bezieht. Die kurze und süße Version : Es ermöglicht uns zielgerichtet zu bestimmen, was wir uns ansehen soll(t)en, auf was wir achten sollten und was wir getrost ignorieren und schlagartig vergessen können.

In den meisten Fällen klappt das auch sofort und ohne Anstrengung, da wir uns oft in einer vertrauten Umgebung befinden und vertraute Dinge betrachten. Werden wir nun allerdings dazu gebracht, etwas Unbekanntes zu betrachten, insbesondere wenn es sich um gestaltete Bereiche handelt, bedarf es kleiner Hilfestellungen. Hein Techs vollgerümpelte Bilder – Hey Alter ! Dynamic range ! Voll krasse Kamera ! Habbisch, kann isch voll ausnutzen und machisch auch, ey ! … da du nun eine Ahnung davon hast, wie Hirn gesteuert ist, wundert es niemanden, dass das flugs eher ignoriert, im wahrsten Sinne des Wortes übersehen wird. Mensch weicht aus. Stumpf. Tja Hein. Einfach mal hinnehmen. Oder schmeiss eine Suchmaschine des Vertrauens an.

Arènes de Lutèce, Paris 5
Arènes de Lutèce, Paris 5
Au Jardin du Palais Royal. Paris 1er
Au Jardin du Palais Royal. Paris 1er

« Hausaufgabe »

Zeitschriften, Bücher – immer wieder in den Ring geworfen und jedes Mal aufs Neue ein Stirnrunzeln von dir, oder ? Die alten Maler … ob du die nun magst oder sich dir die Haare aufstellen – die werden gefeiert, weil sie in ihrem Metier zu den ganz, ganz Grossen gehörten und immer noch gehören, weil die wussten, was sie da machten. Nimm die Brille ab, kneif die Augen zusammen, leg ein Blatt Butterbrotpapier drüber – das, was an Konturen übrigbleibt, das ist figure to ground. Und das ist das, wo das Auge hinsoll.

Museen, Ausstellungen – bleib auf einem ordentlichen Betrachtungsabstand und kneif die Augen ein wenig zusammen. Oder nimm die Brille ab. Die Konturen und so von eben.

Rechner und Bildbearbeitungsprogramm – Weichzeichner, Gauß’scher. Bis die Konturen – du weisst schon. Kannst auch entsättigen, wenn du auf die puren Formen ausbist. Bei Farben habe keine Angst vor kontrastierenden solchen welchen und begutachte die.

Freie Wildbahn – die Geschichte mit irgendwelche Situationen auf ihre reinen Konturen, Formen und Kontraste hin zu begucken, das lässt sich prima überall – ausser im fliessenden Strassenverkehr – machen. Die FIngerübung für alle Gelegenheiten. Es macht dich nur besser. In visueller Kompetenz und deiner Fotografie.

Es sind Werkzeuge. Wenn du die als « Regeln » verstehst, dann halte kurz inne und denk nach. Es sind Möglichkeiten der visuellen Steuerung, der gezielten Beeinflussung des Betrachters deiner Werke. Du wirst daran arbeiten. Wollen. Figure to ground ist schnell zu erkennen, Mensch ist darauf gepolt. Die Umsetzung in eine Fotografie, in ein Bild – die will geübt werden. Immer wieder. Es ist schon eine Krux, dass die Kameras immer noch zu blöde sind und da keine Einstellung für haben. Können halt nur das aufzeichnen, was du denen vorgibst. Ist so. Und es macht irre viel Spass. Versprochen 🙃

NYC. © Alex WEBB / Magnum Photos.
View from a barbershop near Taksim Square Istanbul, Turkey 2001 © Alex WEBB / Magnum Photos.

Der Mann kann das auch deutlich komplexer. Die Menschen und deren Trennung vom Hintergrund hast du, oder ? Die Linien und Rahmen hoffentlich auch. Die Drittel ebenfalls ? Guck hin.

Um so eine Komposition hinzubekommen hat er das geübt. Mit Sicherheit länger, als zwei Wochen.

Figure ground, Überlappung (by the way : Diese beiden, die machen die echte « Freistellung » oder Separation, die Trennung vom Hintergrund. Divergiert irgendwie ganz schön von dem, was die Technologiejunkies in den Foren so postulieren, oder ? 🤪) Dazu framing – die sollten ein Bild bereits zum einem « Bringer » machen, nach sowas wird als allererstes von den Profis geguckt. Sind diese drei simplen Dinge mies, ist der Rest des Bildes auch egal. Klingt hart und es ist Realität.
Ich will dir keinesfalls Böses – nimm es als Hinweis mit dem Zaunpfahl, wenn du Bilder in die Öffentlichkeit setzen willst. Suche die Bilder objektiv aus. Gut, für Hein Tech und seine sabbernden Kumpane reicht auch Hauptsache jung und Titten. Da dann auch ordentlich Offenblende, damit sich deren Restareale im Hirn in der Testero … Testaroso … Tssss Eeeee Uuuuh … fap fap fap … Testosteronschwemme noch irgendwie mit der Restwelt zurechtfinden. Für die ernstzunehmenden Betrachter darf es etwas anspruchsvoller sein. Welche der beiden Gruppen dir lieber ist, das ist allein deine Sache. 😉