publié le 22 février 2022

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Kontraste sind ein äusserst probates Mittel, in einem Bild mit dem Betrachter in Kontakt zu treten, ihn durch das Bild zu führen. Kontrast trägt entscheidend dazu bei, die Figure-Ground-Beziehung zu bestimmen und Schwerpunkte im Bild zu zeigen. Wissen um Kontrast bringt dich ebenfalls schlagartig raus aus dieser Hilflosigkeit des Offenblendgeknipses.

The Yeast in the Bread, Not the Icing on the Cake

« Kontrast » ist der Zustand, sich in Nebeneinanderstellung oder enger Verbindung zueinander auffallend von etwas anderem zu unterscheiden.
Der Part mit « auffallend unterscheiden » ist der, auf den es ankommt.

Kontraste kommen in allen visuellen Belangen ungebremst. Sie sind ausgesprochen wichtig. Sie sind das A und O. Das Salz in der Suppe. Das Häschen in der Grube. Der Fuchs im Bau. Die Hefe im Brot.

Psychologisches

Menschen sind darauf getrimmt, Unterschiede wahrzunehmen. Es ist ein Überlebensmechanismus, um Harmloses zügig von etwas zu unterscheiden, das uns fressen will. Das schnell bemerken zu können war entscheidend, um nachts sicher nach Hause in die Höhle zurückzukehren.
Diese Fähigkeit macht Kontrast in der visuellen Kommunikation so wirksam. Kontrast erregt Aufmerksamkeit. Kontrast zieht die Blicke auf sich. Kontraste fallen auf. Indem wir einem Element Eigenschaften verleihen, die sich optisch von den Elementen unterscheiden, die es unmittelbar umgeben, können wir interessante Punkte und Akzente setzen. Es ist (mit) einer der effektivsten Wege, um einem Bild Interesse und Spannung zu verleihen.

Kontrast kann aber mehr, als nur Aufmerksamkeit erregen. Kontrast legt Grenzen zwischen Elementen fest.
Beispiel aus der Welt der Designer :  Bei einer Website sind die deutlich voneinander verschiedenen Hintergrundfarben des Hauptinhalts und denen einer Seitenleiste eine Möglichkeit, um zu zeigen, wo das eine endet und die andere beginnt. Hervorstechende Unterschiede setzen Akzente setzen und heben « wichtige » Elemente und Informationen hervor. Je größer der Unterschied, desto wichtiger erscheint uns das Element ( « erscheint » – ob es das auch tatsächlich ist, steht auf einem anderen Blatt. Kleiner Hinweis mit dem Zaunpfahl, den Betrachter zu beeinflussen, zu leiten … 😁 )
Textmenschen haben z.B. zwei Möglichkeiten, Text hervorzuheben: Fettdruck und Kursivschrift. Fett zeigt normalerweise mehr Kontrast und hebt sich daher stärker ab. Fett gedruckten Text auf einen Blick oder aus der Entfernung zu erkennen ist einfacher, als kursiv gedruckten Text. Und bei sich nur wenig von einander unterscheidenden Textgrössen macht sich ein Fragezeichen breit, ob das auch wirklich ernstgemeint ist.

au toit. Delphine. 2019
au toit. Delphine. 2019

In der Fotografie ist es nicht anders. Stelle sicher, dass der Kontrast offensichtlich ist. Gewollt. Eindeutig. Lasse keinen Raum für Missverständnisse. Sich kaum voneinander abgrenzende Elemente werden im wahrsten Sinne übersehen oder nur mit einem Zweifel registriert. Wer sich das bewusst macht, der macht, der gestaltet ein Bild und bringt nicht nur Schnappschüsse mit nach Hause.

Figure-Ground

Schooon wieder 😉 Yup, denn es ist eines der ersten Dinge, die wir beim Betrachten einer Komposition tun : Wir bestimmen, was die Figur und was der Hintergrund ist. Diese Beziehung hilft dabei, den Kontext für alles andere in der Komposition festzulegen. Figur und Grund müssen kontrastieren, sonst fällt es dem Betrachter schwer, zu bestimmen, was was ist. Wenn du jetzt bei dieser Schlussfolgerung holperst, dann schnell noch einmal vergegenwärtigen, was sich da abspielt.

Focal Points

Blickpunkte. Schwerpunkte. Dies sind Elemente des Interesses, Elemente, die den Blick ziehen. Sie sind so (aus-)gestaltet, dass sie sich von ihrer unmittelbaren Umgebung unterscheiden. Kontrast hilft ihnen sich abzuheben und Aufmerksamkeit zu erregen. Das Element, das in der Komposition am meisten hervorsticht, ist das dominierende Element. Elemente, die in einer Komposition auffallen, aber weniger ausgeprägt sind, sind Schwerpunkte.

forte pluie. Pont d'Agricole, 4è
forte pluie. Pont d’Agricole, 4ième

Arten von Kontrast

Ich mache es einmal einfach und unterteile in drei Gruppen : Tonwerte, Farben und konzeptuelle Kontraste. Bei allen steckt ein Konzept, eine Absicht dahinter.

tonal contrast – Tonwerte

Tonal contrast – das ist das Verhältnis des hellsten Teile eines Bildes zu den dunkelsten und *die* Spielwiese der Schwarzweissfotografie.

Vor allem werden hierzu auch die Graustufen definiert, Stichwort dazu ist das sog. Zonensystem nach Ansel ADAMS und Fred ARCHER. In der Schwarzweissfotografie erfolgt eine Kontraststeuerung schon vor der Aufnahme mit der Entscheidung, Filter zu benutzen. Gelb, orange, rot, um blau düsterer zu machen, blau um gelb, orange, rot abzudunkeln, so als Beispiele für die geläufigsten. Grün schwächt rot und gelb etwas ab und hatte seinen hauptsächlichen Einsatzbereich in der Portraitfotografie, um den Hauttönen zu schmeicheln.
pause. BNF, 13è
pause. BNF, 13ième

Ein kontrastreiches Bild hat richtig schön satte, dunkle Schwarztöne und kräftige, saubere Weißtöne. In den Mitteltönen werden einige Details fehlen ; deren Tonalität wird für ein (weiland häufig auch grobkörnigeres) kontrastreicheres Bild geopfert.
Ein kontrastarmes Bild ist eines, bei dem die Unterschiede zwischen mittleren Grautönen stärker betont werden und dabei einige der dunklen Schwarz- und sauberen Weißtöne geopfert werden. Betonung auf « einige » ! Kontrast« arm » ist etwas anderes, als « flau » oder kontrastlos.

Viele Fotografen streben nach einem Gleichgewicht zwischen beidem. Sie möchten die ausdrucksstarke Unmittelbarkeit und primäre Wirkung eines kontrastreichen Bildes, auf der anderen Seite aber auch die Klarheit und sekundäre Anziehungskraft eines Bildes bewahren, in dem jedes Detail sichtbar ist. Heutzutage ist es ein Klacks, in der Bildbearbeitungssoftware zwei oder mehr Belichtungen zu einem endgültigen, oftmals vermeintlich « perfekten » Bild zusammenzuführen. Überlege aber einmal, ob ein Bild vielleicht attraktiver sein kann, wenn du genau so etwas vielleicht lässt. Denn das « ermutigt » unser Gehirn dazu, die « Lücken » der « fehlenden » Informationen in einem Prozess der phantasievollen Erwartung zu füllen, anstatt vom Betrachter zu erwarten, dass er ein eindeutig zu perfektes Bild akzeptiert. Diese grassierende Pest der dynamic range und dieser Unfug über deren « vollständige Aufbereitung » geht zu oft nach hinten los. Dieses Zwischennetz ist ausreichend voll mit derlei visuell oberflächlich geschwätzigen Scheusslichkeiten. In düsteren Schatten erwarten wir schon von Natur aus keine bis ins letzte durchzeichneten Strukturen. Dito für helles Licht.

colour contrast – Farbkontrast

Ich halte mich hier kurz, es geht erst einmal darum, dass du dir die grundlegenden Geschichten über Farbkontrast einmal vergegenwärtigst. Einfach mal mitbekommen zu haben und auf grossen Gebiet der Kontraste « *klick* – da war noch was » zu schalten..
« Farbe » selbst ist ein doch etwas grösseres Feld und dazu kommt ein eigener Beitrag.

talons hauts en rouge
talons hauts en rouge
chili
chili
une touche de rose au balcon
une touche de rose au balcon
travaux de rénovation
travaux de rénovation

Kontrast bezieht sich in der Farbfotografie ganz grob darauf, wie scharf sich Farben voneinander abheben.
Sättigung, Helligkeit, « Brillanz » – alles irgendwie schon einmal gehört oder gelesen. Hoffe ich 🤫

Farbsättigung oder -intensität sind ein Werkzeug um eine deutliche Ansage zu machen. Beispielsweise können helle, saubere Gelb- oder Rottöne unsere Aufmerksamkeit erregen und uns dazu zwingen, auf eine Weise zu sehen, wie es mit weicheren Sekundärfarben (Pastelltönen) nicht geht. Die Synapsen, die dafür im Hirn aus unserem gesamten Schatz an Erfahrungen und Erinnerungen geschaltet werden, sind einfach andere.
Das heisst jedoch keinesfalls, dass ein Nebeneinander von Primär- und Sekundärfarben vermieden werden soll. So etwas kann auch zu auffälligen Kontrasten führen. Damit das nachher für den Betrachter funktioniert, achte darauf, dass die Balance zwischen beiden stimmig ist.

matinée brumeuse, Broek in Waterland.
matinée brumeuse, Broek in Waterland, Hollande-Septentrionale

Komplementärfarben erscheinen auf gegenüberliegenden Seiten des Farbkreises und erzeugen oft den unmittelbarsten sichtbaren Kontrast, selbst wenn sie von gleicher Farbintensität erscheinen. Beispiel : Blau gegen Gelb oder Orange. Das menschliche Auge hat so seine Last damit, die Lichtwellenlänge jeder Farbe gleichzeitig zu akzeptieren und zu absorbieren und dies baut eine Spannung auf, wenn das Auge versucht, sie zu verarbeiten und damit umzugehen.
Gegensätzliche Farbtemperaturen können einen Kontrast zwischen warmen und kühlen Tönen erzeugen. Warme Töne können eine einladende, positive emotionale Stimmung hervorrufen, während kühle Töne dazu führen können, dass wir uns leicht unwohl fühlen und frösteln.
Warme Farben werden aufgrund ihrer Fähigkeit, Aufmerksamkeit zu erregen, oft als « aktiv » bezeichnet. Kühlere Blau- und Grüntöne werden oft als passiv bezeichnet, weil sie stärkere und aktivere Farben entweder zurückzuziehen oder zu unterstützen scheinen. Diese oft geschändeten teal’n’orange-presets …

Einen subtileren Farbkontrast erreichst du, wenn in deiner Fotografie Farben vorhanden sind, die auf dem Farbkreis statt stumpf gegenüber eher etwas näher beieinanderliegen. Ruhige Bilder bekommst du durch die sorgfältige Auswahl von Farbkombinationen, die eine ähnliche tonale Helligkeit zu haben scheinen oder sich in Bezug auf ihre Intensität oder Sättigung irgendwie ausgleichen. Die liegen auf dem Farbkreis eher nebeneinander, denn gegenüber. Bei solchen Kompositionen solltest du allerdings zu weiteren Mitteln aus der Wunderkiste der Kontraste greifen, damit dir der Betrachter erhalten bleibt :

conceptual contrast

Begriffliche Kontraste. Das sind die, wo wir bereits von der Art ihrer Beschreibung her Gegensatzpaare basteln können.
Formenkontraste – rund gegen kantig, Menschlein gegen den Rest der Welt – du verstehst, was gemeint ist.
Richtungskonstraste wie gegenläufige und kreuzende Konturen und Linien, Pfeile …
Grössenunterschiede können ausgezeichnet kontrastieren und auch eine Tiefenstaffelung entfalten …
inhaltliche Kontraste wie Eisbaden, zum Beispiel. Heiss gegen kalt. Voll gegen leer. Einsam zu überfüllt (denke an die stillstehende Person bei einer Langzeitbelichtung, während die Massen drumrum toben. Berühmtberüchtigt : Mekka und die Pilgerkreise drumrum.) Bewegt zu still (drehende Karussels, so als Beispiel.) Alt zu jung, Neu und rott …

Texturkontraste

Für den Bereich der Fotografie sind dieses quer durch den Garten alle Arten von Oberflächen und deren Beschaffenheit.
Poliert gegen rauh, gemustert zu uni, hart gegen weich, fein gewebt gegen Schafswolle … Solcherlei Kontraste sind mächtig, der Kram dafür eigentlich auch überall zu finden oder ohne grossen Aufwand ranzuschaffen und trotzdem bös vernachlässigt. Der abgedroschene Schieferuntergrund zu Ringen oder allgemein Schmuck schlägt da gnadenlos zu. Dann schon lieber Holz, gibt es auch in duster. Wenn es « edel » daherkommen soll, feinst gewebter Stoff – wo ist das Problem ? Wenn du es lichttechnisch in den Griff bekommst – Samt ist der Hammer. Edel und zudem kuschelig und warm gegen hartes Metall.

Holz. Gehobelt.
Holz. Gehobelt.
Kontrast jung gegen alt, Mensch gegen Konstruktion …
Kontrast jung gegen alt, Mensch gegen Konstruktion …
Der alte Spanier.
Der alte Spanier.
weich und zart an rauh und grob
weich und zart an rauh und grob

Und bei der « wunderschönen Elsbeth » : Vor der berüchtigten Ziegelwand, an Rauhputz, vor einer Glasfassade, einem alten Tor, in einem alten oder auch neuen Fensterrahmen, an einem Baum (gut, ausreichend breit sollte der schon sein, auf dass rechts und links noch Borke ist), mit einer Federboa drumrum, einem Strickschal … da kommt das Gesicht schon fein allein aufgrund des Kontrastes zur Umgebung und den Oberflächen und Strukturen zur Geltung. Was willste da noch gross die Blende bis Anschlag aufreissen und ihr die Nase zerditschen ? Na ? Funktioniert nämlich. Auf Holzboden. Einfach schick. Lass den unifarbenen Stoffhintergrund knittern, der muss keineswegs immer straff und glatt sein.

Was eher semi funktioniert ist gelbbraune Töle in vollem Galopp nach irgendwas wild schnappend vor herbstlich bunt belaubter Hecke. Da kann der achsowichtiggeiltolle Augenfokus auch ofenrohrblendig noch so irre zupacken, das Bild ist Ausschuss. Weil es an den Kontrasten fehlt. Immerhin geht der Kothaufen auch in diesem Farbeinerlei unter 🤪. Tja Hein, scheisse gelaufen. EIn Fotograf hätte die Blende geschlossen, damit die Texturen wenigstens noch ein bisschen Unterschied zeigen. Eigentlich sich aber für einen anderen Hintergrund entschieden und den Zauberkasten gar nicht erst ausgepackt.

Juxtaposition

Léonie, Rue des Rosiers, Paris 4ième
Léonie, Rue des Rosiers, Paris 4ième

Es ist sehr selten, dass wir nur eine Sache für sich allein studieren, ohne jeglichen Kontext oder Umfeld. Die meisten unserer visuellen Erfahrungen beruhen darauf, dass wir in der Lage sind, Vergleiche und Kontraste zwischen zwei Dingen anzustellen und aus den Wechselbeziehungen zwischen Objekten Vergnügen oder Missfallen zu ziehen.
« Juxtaposition » in der Fotografie ist die Gegenüberstellung, die Platzierung von nicht verwandten Elementen oder Objekten innerhalb des Bildes, die eine ungewöhnliche, humorvolle oder zum Nachdenken anregende Wirkung auf den Betrachter erzeugt. Eine bei dem durchaus hängenbleibende Spielart von Kontrast.

Eine schmelzende Eistüte auf einer roten Samtbettdecke eines luxuriösen Hotelzimmers veranschaulicht, wie eine solche Gegenüberstellung funktioniert. Das « Gewöhnliche » wird in einer fremden, unerwarteten Umgebung präsentiert und bietet uns eine unnatürliche, dennoch interessante Szene, die zu zahlreichen Fragen führen kann: Wie kam das Eis dorthin? Wurde es absichtlich dort platziert? Wenn ja warum? Gehört es einem Kind? Wo ist das Kind? Wie lange ist es schon da? Ist das ein inszeniertes Szenario? Wurde diese Szene für die Zwecke des Fotos hergestellt?
Der Schlüssel zu diesen Fragen, die sich mit etwas Phantasie dieser Szene ergeben, ist der Kontrast, den die ungewöhnliche Beziehung zwischen den Hauptelementen liefert. Ein schmelzendes Eis auf einem grauen Bürgersteig fotografiert und die Antwort ist wahrscheinlich : « Ach ! Doof gelaufen, da hat wer sein Eis fallenlassen. » und das wars dann auch schon. Pfiffige Juxtaposition erfreut besonders ein Publikum, das das Surreale zu schätzen weiß ( Und das weiss, dass eine der stärksten Wirkungen, die Kunst auf uns alle haben kann, die Erkenntnis ist, dass Fragen weitaus interessanter sind als Antworten. 😎 ) Auch ausserhalb der Kunst wird es beim Betrachter zumindest ein kurzes « Halt, warte mal … Nä ! Kurios ! » und vielleicht ein Schmunzeln entlocken. Auch schon was wert 👻. Und nebenan fragst dich bestimmt, was dieser Stuhl da zu suchen hat, non ? 😙

Kurz lieblos aus dem Ärmel :
Farbkontrast – wo « sich beissende » Farben kollidierende oder schrille,  « misstönende » Effekte erzeugen. Rot und Lila. Sei mutig und verwegen.
Größenvergleich – Elefant und die Maus. Gut, der ist platt. Lass dir was einfallen und Abfahrt. Ausserdem ist es immer so verflixt aufwendig, an das Rüsseltier zu kommen.
Form – im Gegensatz zu den konzeptuellen Kontrasten von oben nimmst für eine starke Juxtaposition was, das auf den ersten Blick zu ungewöhnlich ist, um es zu übersehen.

Licht und Schatten. Vor allem die Schatten.

Eine der – meiner Ansicht nach – besten Möglichkeiten, krachenden Kontrast zu nutzen und die « Geschichte » in einem Bild nach vorne zu bringen, ist Licht. Eines der Fachworte aus fotografischer Sicht dazu ist « Chiaroscuro » (von italienisch chiaro « klar, hell » und oscuro « finster, dunkel »), der Wechsel von hell zu dunkel in all seinen Facetten. Ein anderes ist « Tenebrismus », das Konzept von finster und geheimnisvoll (von italienisch tenebroso). Mit beiden lässt sich der Betrachter deines Bildes leiten und führen, ohne dass der das sofort mitbekommt. Noch einmal : Auge-Hirn wird von hellen Teilen magisch angezogen. Zeit, das bewusst und zielgerichtet auszunutzen 😙

Der Vollständigkeit halber : Sfumato spielt für die Maler auch noch in der Liga der Kontraststeuerung, um Farbübergänge « weicher » zu machen.

à la gare
à la gare – hell-dunkel-hell-dunkel-hell-dunkel-hell. Chiaroscuro.

And here it hangs

Guckt man teilnahmslos durch die hinreichend gefürchteten Bilderdarreichungsgedönse dieses Internetzes, dann fällt eines sofort auf : Die überwiegende Zahl an Bildchen hat flaches, plattes, frontales Licht. Schlenderst hingegen interessiert durch echte Galerien oder beguckst deren Webauftritte, dann siehst überwiegend kontrastreiche Bilder. Ist so. Gekonnter Umgang mit Licht und ohne Gestotter aufs Hauptobjekt. Wenn es kracht, passt es in eine der beiden folgenden Kategorien :

Chiaroscuro

matinée. Rue de Rivoli, 1er
matinée. Rue de Rivoli, 1er

Chiroscuro ist eine Technik der Ölmalerei, die dreidimensionale Formen erzeugt, indem sie Kontraste zwischen Dunkel und Hell verwendet. Diese Technik wird oft verwendet, um dem Kunstwerk einen dramatischen Effekt zu verleihen. Die Solidität einer Form lässt sich nach dem zugrundeliegenden Prinzip perfekt durch die Nutzung des darauf fallenden Lichts erreichen. Einige der bekanntesten Künstler, die diese Technik verwendeten, sind Rembrandt, Caravaggio und Leonardo da Vinci.

Tenebrosco

« Tenebrismus » ist ein Malstil, der auffällige Kontraste in Dunkel und Hell verwendet. Im Tenebrismus wird die Dunkelheit zum dominierenden Merkmal der Malerei. Diese Art von Technik wird oft verwendet, um ein Drama in einem Bild zu erzeugen, während ein Spotlight-Effekt angewendet wird. Obwohl der Tenebrismus schon bei Künstlern aus Zeiten von Albrecht Dürer einigermassen verbreitet war, wird als sein Erfinder meist Michelangelo Caravaggio angesehen.

Der Unterschied liegt im Gebrauch des Lichts

autoportrait. 2021.
autoportrait. 2021.

Auf den ersten Blick scheinen sich Chiaroscuro und Tenebrismus zu ähneln. Der Unterschied liegt in der Verwendung unterschiedlicher dunkler und heller Bereiche. Tenebrismus wird überwiegend verwendet, um das ultimative Drama zu kreieren. Es wird manchmal auch als « dramatische Beleuchtung » bezeichnet (Hey ! Das ist ein Wink mit dem Leuchtenstativ 🧐). In der Malerei wird diese Technik gebraucht, um eine Person, das Gesicht einer Person, eine Gruppe von Personen hervorzuheben, während die anderen Bereiche schwarz bleiben, um einen Kontrast zu schaffen. Und zwar gerne auch so richtig schwarz. Konturen sind wenn, dann nur angedeutet. Einen Hauch.
Das geht in der Fotografie keinen Deut anders. Lass den Spot richtig brennen, setz die Fresnelscheibe rein. Belichte auf die Lichter – eigentlich eher *das* Licht – und lass nachher einfach die Schatten in Ruhe. Ziel ist ein kontrastreiches Bild, da dürfen sich Schatten in aller Seelenruhe ihren abgrundtief dunklen Seiten hingeben.

Im Gegensatz dazu verwendet die Chiaroscuro-Technik Schatten und dunkle Bereiche, um den 3D-Effekt eines Motivs zu verstärken. Diese Technik wird häufig verwendet, um die Modellierung bestimmter Figuren zu verbessern, ohne die Aufmerksamkeit zu fokussieren oder ganze Bereiche des Gemäldes zu schwärzen. Aufheller sind deine besten Freunde bei sowas. Draussen alles, was Licht zurückwerfen kann. Für Hein Tech Leica und zwingend ein Summi. sperrangelweit offen. 3D, Alter ! Meinereiner setzt dann doch lieber ein Rembrandt-Dreieck auf den Wangenknochen. Ist spannender. Oder wandert mit dem Model an einen Ort, wo das Licht subtrahiert wird, gerne nur aus einer Richtung kommt und irgendwas ist, was ein bisserle was reflektiert. Eingang, Flur oder sowas. Und Hollywood short lighting.

Kontrastverteilung

Wie immer : Halte dich im Zaum. Gehe sparsam mit Kontrasten um. Wenn alles kontrastiert und versucht, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, dann wird weder das eine noch das andere auffallen. Am Ende entsteht nur ein visuelles Rauschen, das Verwirrung stiftet. Zu viel Kontrast kann die Harmonie und Einheit in einem Bild stören und zu Chaos und Verwirrung führen. Derzeit wie eine Seuche grassierendes Paradebeispiel ist der von den Hein Techs in den Foren dieser Welt propagierte Zwang, in der Nachbearbeitung möglichst alles an dynamic range aus dem Bild rauszukitzeln. Ausdruck der Ahnungslosigkeit von dem, was man da eigentlich macht. Dann wird’s halt nur rosa Rauschen. Dann sehen Nachtaufnamen eben aus, wie ein Filmset. Allüberall versteckt die dicken Flutlichter 😜. HDR wie früher – Kitsch zum Wegrennen. Wie dieses fürchterliche Memphis Design der 1980er.
Also : Entscheide bewusst, welche (wenigen ! ) Elemente hervorstechen sollen und lasse die « anders » aussehen, als alles andere. Wenn Schatten aus welchen Gründen auch immer unbedingt hochgezogen werden müssen, dann sei bitte ganz, ganz vorsichtig. Wenn die hell sein sollen, dann setz da Licht rein. Dafür hast du dir den ganzen teuren Extrakram gekauft. Und wenn dann immer noch etwas noch mehr strahlen soll, mach HDR. Aber umsichtig.

Guck dir den Film Dune an (die Version von 2021). Da gibt es dieses Bild, in dem Paul in der Dämmerung seines Heimatplaneten Caladan steht und über den Umzug nach Arrakis nachdenkt, den er gleich machen wird. Er steht am Grab seines Großvaters und obwohl es dunkel wird, sieht man noch Details in den Schatten und Kostümen. Dann dieser einzelne, wirklich kleine Stern ganz weit weg – und irre hell. Hammermässiger Kontrast zwischen dem Protagonisten und seinem Ziel und genau aus diesem Grund macht das so Bäm !.

Auf diese Art lässt sich auch in einer Fotografie eine Verbindung zwischen zwei Elementen herstellen. Die sollte allerdings auch bestehen, Willkür und « weil es geht » wird sofort als Taschenspielergefummel ausgemacht. Es geht bei HDR in diesen unseren Zeiten um Storytelling. Vergiss das mit der Technologie und wichtig wichtig, das ist echt nachrangig.

Ansel ADAMS - Moonrise, Hernandez, New Mexico, 1941. © The Ansel Adams Gallery
Ansel ADAMS – Moonrise, Hernandez, New Mexico, 1941. © The Ansel Adams Gallery

« Hausaufgabe »

Geh sie suchen, die Kontraste. Offene Augen und sie finden sich wirklich überall. Unterschätze keineswegs die Mittagssonne. Hein Tech kriegt ja das grosse Schlottern, weil alle immer vorbeten, dass der Knipser dann frei hätte und ähnlichen Schwachfug. Vielleicht auch ganz gut, dass der sich lieber hinlegt, dann kannst ungestört die tiefen Schatten so richtig krachen lassen und « Süden » oder « Sommer » oder « Siesta » zeigen, wenn es zu deinem Thema, Motiv, Absicht etc. passt.

Wacom und ein Sonnenstrahl. Kein Aufwand;
Wacom und ein Sonnenstrahl. Kein Aufwand.

Ist das Wetter eher nach zuhause bleiben, mach « Studioarbeit » : Nutz Kontraste aus. Im Studio hast du die ultimative Kontrolle über wirklich alles. Richte dein Licht ein und dann nimm davon wieder soviel von weg (abschatten, abschatten, abschatten), dass die Schatten passen. Alles platt hell, das überlass Hein und seinen Lakaien. Und mach framing und negative / positive space « sauber ». Dann werden Portraits und auch Produktarbeit ordentlich. Chiaroscuro lässt grüssen. Hast du (noch) keine Blitze, tut es alles, was du so vorfindest. Selbst die Funzel am Telefon. Die ist toll. Echt, jetzt.

Hast du eigentlich schon einmal nasse Strassen bei Nacht ? Spektakuläre highlights. Keine nervigen Schattenwürfe. Keine ablenkenden Mittelstreifen oder Abbiegerpfeile … und nun ganz kurz überlegen, warum das in Filmen und Nachtszenen 😚

Kontraste basteln heisst Unterschiede basteln heisst Abgrenzung basteln (da ist sie wieder, diese so oft fehlgedeutete « Freistellung » ) heisst Interesse basteln, heisst Dramatik basteln … Mit Absicht und Wissen gebaute oder einfach nur beachtete Kontraste ins Bild zu bringen heisst, dass du aktiv mit dem Betrachter deiner Fotografie in Kontakt trittst, mit ihm kommunizierst, ihn an die Hand nimmst und zu den Punkten führst, die dir wichtig waren und sind. Dass du fotografierst, statt knipst. Denk auch an Linien und framing und spaces und – immer wieder wichtig – figure to ground 🙃 Vieles von denen spielt gerne zusammen. Hab Spass dabei. Fetzt.