publié le 13 août 2013

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Södele, schon sehnsüchtigst erwartet : Neue Episode zum Thema Licht. Unter Wolken haben wir uns rumgetrieben (vielleicht gar bei Regen ? Sieht toll aus, wenn man die Tropfen tröpfeln sieht – kleine Streifen suggerieren dasselbe. Ist ein wenig tricky, die richtige Belichtungszeit rauszubekommen, damit man das noch sieht ; eine 1/100stel hat sich für mich als ganz brauchbar erwiesen. Wenns wie aus Eimern kübelt, je nachdem. Wer lange Streifen mag, lässt es dabei, wers kürzer gestrichelt haben will ? Richtig. Kürzere Zeiten 😉 Und dunkler Hintergrund, sonst wird das nichts) draussen bei strahlender Sonne, drinnen im Zimmer. Ihr sucht inzwischen wie von selbst nach vorhandenen, « natürlichen » Reflektoren oder habt was mit oder wisst helle Kleidung zu nutzen. Weissabgleich einmessen oder schätzen geht inzwischen auch leichter von der Hand ? Gut. Soll ebenfalls ein Automatismus werden. Üben, üben, üben – Deine Praxis und niemand sonst macht es. Sauerei 😉 Aber bleib erst einmal sitzen, gibt Futter fürs Hirn.

bande des galopins. Paris 2013
bande des galopins. Paris 2013

Ihr unterhaltet Euch noch mit Euren Modellen, haltet sie mächtig bei Laune, ja ? Youpi. Ich hab nämlich erst kürzlich wieder Bilder sehen müssen, die zwar technisch in Ordnung waren, bei denen aber dem Mädel angesehen werden konnte, wie ihr die pure Langeweile ins Gesicht gemeisselt war. Grausam, wenns nicht vom Kunden gefordert ist. Leute, zeigt Regungen, Gefühle, erzählt mit Euren Bildern Geschichtchen. Aber nicht wie bestellt, abgeparkt in völlig verquer (und meistens auch noch so richtig nuttig billig gewollt-und-doch-nicht-gekonnt) aussehenden Posen nach pdf-Vorlage abgeguckt und nicht eingesammelt *schauder*.

Technisch okay ist n i c h t gleichzusetzen mit einem guten Bild.

Überhaupt nicht. Toll ist, wenn bei Portraits beides zusammentrifft, aber wenn mit dem Gefasel über knackige Schärfe und Bokeh angefangen wird, ist der Inhalt in der Regel wertlos, eigentlich für die Tonne. Dann ist das abgebildete Menschlein für die Tonne. Ist das angekommen ? Ausgebrannte Lichter, abgesoffene Schatten, Rauschen, leichte Unschärfe, Bewegungsunschärfe – das tritt alles sofort in den Hintergrund, wenn der Inhalt stimmt. Nicht Luft holen und anfangen wollen zu mosern – ist so, im echten Leben da draussen, ausserhalb der Foren der technikverliebten nerds’n’geeks. Punkt. 😯

Zurücklehnen, sacken lassen, drüber nachdenken, welche Bilder Dir aus welchem Grund eigentlich gefallen, an denen Du länger hängenbleibst oder zu denen Du immer wieder zurückblätterst. Am besten, Du greifst Dir welche, bei denen eben nicht druntersteht, mit welcher Kamera und welchem Rohr die gemacht wurden. Und ? Aha. Da ist nämlich was, das nicht von technischer Perfektion abhängig ist. Auch ein grosser Busen allein macht noch kein geiles Bild. Die Frau hat nämlich auch noch Augen. Auf die kommt es meistens an. Trotz akut einsetzenden Blutstaus dran denken. Ganz kurz zur Erinnerung : Die Pose unterstützt das Gesicht. Nicht mehr, nicht weniger. Selbst, wenn jemand sich wie irre verbiegen kann ; als Fotograf habe ich immer noch das Augenmerk auf dem Gesicht.

Lia. Paris 2013
Es ist aber auch wirklich zum Haareraufen, was alles bedacht werden will ; nur Übung allein macht den Meister
Lia. Paris 2013

Und nochwas ist mir eingefallen : Wenn Du je nach ausgesuchtem Ort ein bissel was mitschleppen kannst – Gartenpavillions sind gar nicht so üble, flott aufgebaute (und abgespannte ! ) Outdoorstudios. Subtrahieren Licht von oben weg, machen irre Stimmung wenn man ganz durchgucken kann (achte auf Deinen Bildausschnitt), halten bei Regen einigermassen dicht, machen ganz ohne Wände Spass, sind mit ein oder zwei dunkel abgehängten Seiten Lichttunnel, sind mit ohne oder hellen Wänden ein Laubengang oder simulieren mit dreiseitig abgehängt einen Hauseingang, basteln, wenns von oben brennt, offenen Schatten. Locker kannst diverse Garderoben mit dem Mädel probieren, weil sie auch noch eine astreine Umkleide sind. Und sie sind billig. Viel, viel billiger als ein einziger Swatter oder Scrim oder Bounce von California. So als Kaufanreiz am Rande, falls es mal wieder mit der Karte juckt.
Donc, revenons à nos moutons, was will er mir heute erzählen ? Endlich Studiolicht ? *geifer*

Nö. Fein einen Schritt nach dem anderen, mit den puren Grundlagen sind wir noch nicht durch. Es wird ein klein wenig « mystisch », heute 😉 Na gut, etwas trockener – Theorie muss halt auch sein. Nützt ja nichts.

Licht « sehen »

Oida 🙄 Ich habs doch gesagt : Der mec hat was geraucht. Seh ich doch. Licht ist da. Alles hell, da ein Schatten, da ein Sonnenfleckchen, hier ein Schatten. Picobello. Jop. Beinahe. Weil es uns so selbstverständlich erscheint, dass es « einfach da » ist, gerät die persönliche Auseinandersetzung damit gerne ins Hintertreffen. Schärft Euer Bewusstsein auch für das Licht 😉

Ich hatte ja schon mal was geschrieben von « flachem » Licht, von « hartem » Licht, von Licht- und Objektkontrast (keine Angst, die beiden werden uns noch mal heimsuchen. Also besser merken die Begriffe), Du selbst hast die Erfahrung gemacht mit prallem Sonnenlicht und weich gestreut unter der Wolkendecke.

Ich stelle mir, wenn ich so draussen rumstromer, immer drei Fragen :

  • Wo kommt das Licht her ?
  • Wie ist seine Qualität ?
  • Wie viel habe ich zur Verfügung ?

Anders ausgedrückt : Es flattern die Schlagworte Richtung, Qualität und Quantität im Kopf rum. Mit allem pipapo, der sich als Rattenschwanz dranhängt.

Marie, Paris 2013
Zeit, dieses Bild überhaupt zu machen : 20 Sekunden. Lichtrichtung : bewölkt und damit von überall, reflektiert vom Asphalt. Qualität : spätnachmittags ; ich hatte eine Tri-X400 Kurve mit Grünfilter aktiviert, Weissabgleich stand dennoch bei 5560K 😉 Quantität : ausreichend. ISO 100, f6.3, 1/250.
Marie, Paris 2013. Sie fährt Fahrradtaxi. Sagt ihr Hallo 😉

Richtung

Es gilt ganz allgemein, ob Du nun ein Portrait machen willst oder irgendwas anderes fotografieren möchtest :

« Nur weil Du ein Objekt aus einer bestimmten Position heraus gefunden hast, bedeutet das nicht gleichzeitig auch, dass dieses die beste Richtung des Lichts für das beste Bild ist. »

Das gilt nun vor allem für die Landschafts- und Architekturfreunde. Wir drehen einfach unser Modell und zack ! beobachten ohne Rennerei, wie es wirkt. Die Richtung, also wo das Licht wie herkommt bestimmt, wie die Schatten fallen. Wie die Verteilung von Schatten, Mitteltönen und Lichtern ist (ich werf es klamm und heimlich mal ein, das Zauberwort : Histogramm). Und da tun sich Welten auf. Frontales Licht, Gegenlicht, Licht von oben, Licht von unten, von der Seite. Für den Landschaftsfotografen eher von Bedeutung denn für den Portratisten, aber der Vollständigkeit wegen schreib ich es mal trotzdem mit dazu. Wir wissen ja inzwischen, wie wir seitlich einfallendes Licht mit all seinen Konsequenzen in den Griff bekommen. Oder flaches Licht. Der Landschaftsfreund treibt sich deshalb überwiegend morgens draussen rum und dann abends wieder. Mittags kommt er uns eher selten in die Quere 😉 Und bei bewölktem Himmel mit seinem gleichmässigen Licht ohne grosse Tiefenwirkung müssen wir ihn schon suchen, wie die Nadel im Heuhaufen.
Mach Dir aber trotzdem einmal den Spass und such Dir einen Punkt in Deiner näheren bzw. nächsten Umgebung und beobachte an einem ganz normalen Tag einfach nur das Licht. Okay, fette Wolkendecke ist nicht soooo ideal, jetzt 😉 Guck Dir an, was Morgen- und Abendlicht zum einen mit der Mauerstruktur gegenüber veranstalten können. Siehst Du, wie die verwendeten Oberflächenmaterialien scheinbar eine weitere Dimension bekommen ? Was passiert zur Mittagszeit ? Achte auch die Schatten. Was passiert mit den Farben ? Fangen die wie von Geisterhand an zu strahlen ? Oder sieht das einheitlich aus ?
Wild von allen Seiten kommendes Licht (also das diffuse, gestreute eine sattsam bewölkten Tages) eignet sich hervorragend, um komplexe Architektur abzulichten, ohne Auge und Hirn noch mit zusätzlichen Hell-Dunkel-Kontrasten zu überfrachten.

Streiflicht vom Feinsten. Francesca, Paris 2013
Streiflicht vom Feinsten, offener Schatten mit Sandboden, Anmutung von Chiaroscuro … j’adoooore :wink:.
Francesca. Jardin du Luxembourg, Paris, 2013

Qualität

Hier spielt das Orchester. Für uns gibt es ja – okay, von Zappelhallen mit ihrem Gewitterlicht und schlecht gemachten Modenschauen und Konzerten mit « blödem » Veranstalter, der total auf rot/blaue Pampe steht, vielleicht auch noch horrormässig im spektral sehr schmalen Bereich der LED Funzeln mal abgesehen – eigentlich kein « schlechtes » Licht.  Denn wir können inzwischen damit umgehen und wissen, wie geformt werden kann, wie Kontraste « gebastelt » werden können. Es schadet jedoch nicht, sich trotzdem den ein oder anderen Gedanken zu machen.

In den Bereich der Qualität fällt einiges mit rein und ich hab mir vor dem Hintergrund der oben aufgelisteten drei Fragen angewöhnt, auch die Lichtquelle als solche einfach mal mit reinzupacken, weil es da eben auch qualitative Unterschiede gibt.

Weil es einfacher ist : es wird grob unterschieden in « ambient » und « artificial light ». Ambient light ist doof zu übersetzen, meint im Groben aber alles, was da so rumleuchtet und nicht das Wort « Foto » oder « Video und Film » aufgedruckt bekam. Im Besonderen fällt da mit rein : Tageslicht, Kerzenlicht, Haushaltsglühlampen, Leuchtstoffröhren, Strassenlaternen, Lagerfeuer. Mit ihren jeweiligen Feinheiten der Kelvinwerte an den Weissabgleich. Hatten wir schon. Hui, jetzt schnell die Liste wieder rausgekramt. Erwischt 😉 Kleiner Hinweis am Rande zu den Leuchtstoffröhren : Abgesehen davon, dass sie für das menschliche Auge so nicht sichtbar ein lustiges, vorwiegend grünes Farbspektrum aufweisen (mit magenta wird gegenangefiltert, bzw Du machst es mit der CD-Hülle und PRE beim Weissabgleich oder gehst auf das Symbol mit dem länglichen Balken und dem Strahlenkranz), flackern die auch ganz gern mal vor sich hin. Das kann sich – muss nicht – bei Belichtungszeiten unterhalb 1/30sec bemerkbar machen. Und es nicht unbedingt auf dem Kameramonitor zu sehen ; da sei also gewarnt. Andererseits kann insbesondere das Farbspektrum der Dinger sehr sehr coole Effekte liefern, wenn es nicht rausgefiltert wird. Probier es aus ; man sollte es durchaus mal gemacht haben. Sei es nur zu dem Zweck, die Klinikatmosphäre überhaupt zu kennen.

Artificial light im fotografischen Sinne meint den kompletten Bereich des Studiolichts und die Blitze. Brauchen wir uns im Moment nicht drum zu kümmern. Um die Standleuchten zumindest nicht, mit ihren Rollstativen und dem ganzen Zubehör, das sich da anbauen lässt. Mit dem kameranternen Blitz hast Du ja in letzter Zeit ordentlich rumgespielt und alles mögliche ausprobiert. Gar nicht mal so übel, die kleine Funzel, oder ?

Punktuelles Licht ist – wie schon des öfteren angemerkt – gerichtetes, hartes Licht, weil es helle Spitzlichter und düstere Schatten macht. Bestes Beispiel ist die Sonne an einem klaren Sommertag ohne Wolken. Und von einem Spiegel oder einer spiegelnden Oberfläche zurückgeworfendes Licht ist gleichfalls ‘hartes, gerichtetes’ Licht. Ebenso gehört die ach so romantische Kerze dazu, selbst wenn uns das Gehirn was von ‘weichem Licht’ dazu erzählen will. Das ‘Weiche’ hat aber was mit Deinen und meinen Urinstinkten und dem Schutz der Höhle zu tun, in der ein kleines Feuerchen lustig vor sich hinfeuert und warm und heimelig macht, während draussen hinterm Knochenstapel Sturm und finster dreinguckende Viecher brüllen. Guck Dir einfach mal die Schattenseite eines von einer einzelnen Kerze seitlich beleuchteten Gesichts an. Siehst das ? Kohlrabenschwarz, schafft kein Film, kein Sensor. Ist aber für sehr kontrastreiche Bilder mit entsprechender Stimmung superduper einsetzbar. Willst das ‘angenehmer’ haben und das volle Romantikprogramm fahren, brauchst einen ganzen Haufen an Kerzen. Weissabgleich ein klein wenig Richtung ‘warm’ verschieben und schwupps ! kommt eine Assoziation in den Kopf, bei der ein Eisbärenfell keine untergeordnete Rolle spielt 😉 Bei ‘hartem’ Licht wirst Du einen Tod sterben müssen, ob die Lichter nicht mehr als erträglich ausfressen sollen, oder in tiefen Schatten noch Zeichnung erwünscht ist. Rein wahrnehmungspsychologisch werden tiefe, strukturlose Schatten deutlich eher ‘akzeptiert’, als Flecken reinen Weiss mitten im Gesicht.

Elena. Paris 2013
Da kiekste, was ?
Elena. Paris 2013

Gestreutes (ungerichtetes, diffuses) Licht ist « weiches Licht ». Die Wolkendecke streut das Sonnenlicht mal mehr, mal weniger. Es sorgt für einen deutlich sanfteren Schattenverlauf und krabbelt auch um Ecken schon mal rum. Der Kamerasensor hat kein Problem damit, sowohl Lichter als auch Schatten anständig durchzeichnet Richtung Speicherkarte zu schieben.

Die Intensität ist davon abhängig, wie nah oder fern die Lichtquelle zu Deinem Motiv positioniert ist. Hab ich im Zusammenhang mit dem Hauseingang erstmals erwähnt und Du wirst es sicherlich auch in Deiner Praxis bestimmt mehr als nur einmal festgestellt haben. Die Intensität des Lichts nimmt im Quadrat zur Entfernung zum Objekt ab. Unumstössliches Gesetz. Welches nicht für die Sonne als solcher gilt. Die ist als Lichtquelle sooooo dermassen weit weg, dass eine hier auf unserer blauen Kugel erfolgende « Entfernungsänderung Lichtquelle zum Objekt » trivial wird. Definier ich allerdings den Hauseingang als solchen als « Lichtquelle », dann wird da wieder ein Schuh draus. Übertrag den Hauseingang aufs Studio, bau einen kleinen Gang und park eine Lampe mit der 2.5-Meter Softbox davor.

So. Und nun der Schock. Wir können es eigentlich gar nicht « sehen », das Licht. Dafür spielt sich das Ganze auf zu kurzen Wellenlängen ab. Es sei denn, wir schieben es über ein Prisma um die Ecken. Das Cover von Pink Floyd’s Dark Side of the Moon schon einmal gesehen ? So ein Ding. Was wir in der Hauptsache aber visuell wahrnehmen, das ist die Reflexion aller Oberflächen um uns drumrum im Bereich von 400 bis gerade mal 700 Nanometer (nm). Unterhalb 400nm ist Ultraviolett für den schnellen Sonnenbrand verantwortlich und es tobt sich olle Röntgen aus, drüber ist infrarot. Wird alles ankommende reflektiert, ist es weiss. Wird alles absorbiert, ist es schwarz. Dazwischen ist Regenbogen. Die Reflexion wird noch wichtig ; die spielt eine ganz erhebliche Rolle bei der Ermittlung der Belichtungszeit mit Bordmitteln.

Quantität

Die zur Verfügung stehende Lichtmenge ist eine Sache für Solisten. ISO, Blende, Verschlusszeit. Mit sämtlichen Risiken und Nebenwirkungen des digitalen Rauschens oder Unschärfen aller Art. Oder zusätzliches Licht mit dem Blitz. Oder zurückgeworfenes Licht von einer Wand, einem Blatt Papier, einem 5-in-1, irgendwas. Und das wars auch schon wieder in Sachen Technik. Der Belichtung widme ich nämlich den nächtsten Teil der Serie. Komplett. Stay tuned.

Ausflug ins Farbmanagement

So. Alles, was wir bis jetzt entdeckt und an der Kamera eingestellt haben ist einen Dreck wert, wenns in der weiteren Bearbeitungskette nicht ebenso sauber weitergeht. Ein ordentlicher Weissabgleich zum Bleistift nützt nämlich rein gar nichts, wenn die Geräte, auf denen das Bild nachher angeschaut werden soll, einfach mal Quietschefarben liefern. Bei schwarzweiss fällts naturgemäss nicht so sehr ins Auge, nervt aber auch tierisch, wenn Du weisst, dass im hellen Teil Zeichnung ist und in den Schatten sich ausser schwarzer Brühe eigentlich auch noch was verbirgt. Und bei Farbe kann das zu richtig bösen Überraschungen führen. Ausgabegeräte sind diese moderene, multimediafähige, mobile Fernsprechendeinheit vulgo smartphone, die ganzen tabletts, Monitore und Drucker. Und alle können machen, dass es ein und dasselbe Bild in vier verschiedenen Ausführungen zu sehen gibt. Schon mal Mittel- oder Langstrecke geflogen in einem Flieger mit im Gang aufgehängten Monitoren ? Mal genauer hingeschaut, wie das aussieht ? Eventuell im Unterbewusstsein gespeichert, dass ein schlichtes ‘blau’ von tiefblau über türkis nach magenta gehen kann ? Hammer, oder ? Und jeder von den Dingern bekommt ein und dasselbe Bildsignal. Unkalibrierter Mist.

Damit Euch das zukünftig nicht mehr passiert, gehört der Monitor, vor dem Ihr vorzugsweise Eure Bilder weiterbearbeitet, kalibriert. Auf einen Farbraum. Die wichtigsten sind RGB und CYMK. Letzterer ist wichtig für die Druckvorstufe im professionellen Bereich, insbesondere bei Printmedien, gerät inzwischen allerdings auch da langsam aber sicher ins Hintertreffen. Deshalb lass ich den stumpf aus.

RGB. Red Green Blue. Rot Grün Blau. Oder RVB, wie der Franzose ihn kennt, rouge vert bleu. Der ist für uns interesant. Um die Sache lustiger zu gestalten, wurden – natürlich nur, um uns zu ärgern – sRGB, Adobe RGB (1998), ProPhotoRGB und bestimmt noch irgendeiner erfunden 😯 sRGB machen die meisten Monitore und inzwischen auch die meisten Ausbelichter ohne Probleme (viele Ausbelichter wollen auch gar keinen RGB mehr haben für Standardanwendungen). Der Farbraum selbst ist kleiner als RGB ist kleiner als ProPhoto. RGB können die richtig guten Monitore und auch die Ausbelichter. ProPhoto können einige, wenige Monitore in der vierstelligen Preisklasse aufwärts und die richtig guten Printer für high-end Kunstdruck, sofern die nicht eh auf CYMK zurückgreifen. Wenn es Euch tatsächlich genauer interessiert, was sich hinter welchem kryptischen Ding verbirgt : Die Suchmaschine der Wahl spuckt entsprechend gefüttert Lesestoff für einen sehr, sehr langen Winter aus.
sRGB reicht für den « Normalgebrauch » der Darstellung Deiner Werke am eigenen Monitor, Plasmaschirm, Internet und den gelegentlichen Druck fürs Wohnzimmer völlig aus ; die Unterschiede zu RGB und grösser stellen eh nur noch die Leutchen fest, die tagtäglich mit dem Kram zu tun haben. Hast Du selber keine grosse Lust, Dich mit den einzelnen Feinheiten auseinanderzusetzen, kannst Deiner Kamera auch ruhig erzählen, dass der sRGB Deiner ist. Verschenkst halt ein paar kleine Nuancen, aber so what ?

Der Monitor will also in der Hauptsache angepasst werden. ❗ Mach das bitte regelmässig, man staunt, auch wenn das in der heutigen Zeit bei Weitem nicht mehr so ein Krampf ist, wie vor der Einführung von Flachbettdingern. Aber auch die lassen nach. Nicht fragen, woher ich sowas weiss. GANZ GANZ WICHTIG ist, dass Du den ➡ Kontrast auf volle Kanne drehst und die ➡ Helligkeit RUNTER. Die meisten von den Dingern sind nämlich zu hell eingestellt. Meiner hier trödelt auf einer einstellbaren Skala von 0 bis 100 bei gerade mal 22 rum. Jetzt kommst Du 😮 An den Schock der düsteren Hütte gewöhnst Dich innerhalb von längstens zwei Tagen.
Der Rest ist easy. Beim Mac wird eine Kalibrierung seit Jahr und Tag mitgeliefert und auch die Dosenrechner beherrschen das seit Windows7 so einigermassen.
Beim Apfel : Oben ganz links in der Symbolleiste ist der Apfel. Draufklicken, ab ins Untermenü Systemeinstellungen, da das Bildchen mit dem Bildschirm gesucht und draufgeklickt. Es öffnet sich ein neues Fenster mit der Wahl Monitor aussuchen oder Farbe. Drück auf Farbe. Es tut sich was. Drück auf Kalibrieren. Neues Fenster, neues Glück. Mach einen Haken bei ‘Profimodus’, lies Dir durch, was da im Fenster geschrieben steht und folge stumpf den Anweisungen. Wenn sich das Bildchen mit der Helligkeit nicht genau einpendeln lässt, geh einfach so nah ran, wie möglich. Ist nicht weiter tragisch und liegt dann am Monitor. ‘Günstige’ Samsungs sind berüchtigt, diese Latte schon zu reissen. Irgendwann im Laufe des Prozederes kannst das Gamma einstellen. Nimm das 2.2. Zum einen können die Dosenrechner nichts anderes und es macht den Austausch leichter, zum anderen hat der Konzern aus Cupertino seit der Einführung der Intel-Prozessoren das grafikmässige Kochen seines eigenen Gammas aufgegeben. Weiter im Verlauf kommt die Frage nach der Farbtemperatur / Weisspunkt des Monitors. Hier scheiden sich Geister. Nerds and Geeks fordern auf Teufel komm raus D50 / D65 wegen der Genauigkeit (was dann aber auch nur einigermassen funktioniert, wenn Du im fensterlosen Kämmerlein hockst und D50 / D65 « Normlicht Druckanstalt » aus der Deckenfunzel kommt). Ich sag daher : Nimm « nativ Monitor », wenn Du nicht häufiger was ausdrucken willst, bei dem es auf absolute Farbgenauigkeit ankommt. Und auf die kommt es nicht an, wenn Du keine professionelle Produktfotografie betreibst, dabei einen ColourChecker benutzt und ein entsprechendes Farbprofil für den Monitor und das Weiterbearbeitungsprogramm anlegst. Brauchst gar nicht Luft zu holen, ist so. Für den Hausgebrauch langt das, was ich oben geschrieben hab. (Wo wir schon drunter rumlungern : Dein Drucker möchte auch ganz gern mit abgestimmt sein 😉 Einfacher Weg : Farbmanagement von Photoshop übernehmen beim Druckauftrag. Nimmst eine Ausbelichtungsanstalt in Anspruch, frag bei denen nach, was die so benutzen und ob die eventuell die icc-Profile dafür zur Verfügung stellen ; die ordentlichen Läden machen sowas. Die richtig ordentlichen Läden liefern auch den Weisspunkt für ihre Papiere 🙂 )

Falls Du an Windows sitzt, musst das suchen. Ich vermute mal, dass die das irgendwo wirr und unerwartet in den Systemeinstellungen versteckt haben.

Putain de merde ! Ich glaub es nicht, von der Dosenunterstützungsseite selbst :

Open Display Color Calibration by clicking the Start button Picture of the Start button, and then clicking Control Panel. In the search box, type calibrate display, and then click Calibrate display color.‌ Administrator permission required If you’re prompted for an administrator password or confirmation, type the password or provide confirmation. In Display Color Calibration, click Next to continue.

Darauf musst du erstmal kommen – wissen offenbar selber nicht, wo sie das parken …  😮

Nun, wie dem auch sei. Eigentlich kannst jetzt ganz beruhigt loslegen. Eine hundertprozentige Kalibrierung oder gar aufwendig und vor allem teures zusätzliches Zeugs brauchst Dir nicht zu kaufen. Erstens funktioniert der Kram bei ‘billigen’ Monitoren eh nicht zufriedenstellend und zweitens ist es reingesteigert, weil ausser Dir das sonst keiner sehen wird. Du willst es sehen und bildest Dir deshalb was ein 🙄 😉
Wenn Du es doch nicht lassen kannst und total auf den Spyder stehst oder der Habenwill-Reflex nicht länger zu unterdrücken ist : Kauf das Zeug NEU. Gebraucht ist zwar reizvoll, aber die Dinger werden mit zunehmendem Alter tatsächlich schlechter. Und dann stehst da wieder und kratzt Dir verwundert an der Rübe …

So, das soll es mal wieder gewesen sein, so als kleiner Überblick und Anreiz für den weiteren Einstieg.
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Wer sein Wissen nochmal auffrischen will :

Portaitfotografie – die basics
Licht – bewölkte Tage
Licht – bei strahlendem Sonnenschein
Licht – Licht am Fenster
auch irgendwie Licht – Belichtungsmessung
Portraits noch mal – Kleinkram